A.J. Pearce: Liebe Mrs. Bird

Wenn Briefe in schweren Zeiten Hoffnung geben
4. Mai 2024
A.J. Pearce Liebe Mrs. Bird Dear Mrs Bird The Wartime Chronicles Emmy Lake Kindler Rowohlt

Liebe Mrs. Bird ist der erste Roman von A.J. Pearce und der Auftakt zu einer Reihe, im Englischen „The Wartime Chronicles“ genannt, bestehend aktuell aus drei Bänden. In Deutschland wurde nur der erste Band übersetzt, der 2018 bei Kindler erschien.

Liebe Mrs. Bird – Darum geht’s:

London, 1941: In der britischen Hauptstadt tobt „The Blitz“, jede Nacht gibt es Luftangriffe. Die junge Emmeline „Emmy“ Lake schreckt das nicht ab, im Gegenteil: Sie möchte Kriegsreporterin werden. Als sie eines Tages die Anzeige für eine Stelle bei der Zeitung sieht, scheint ihr Traum wahr zu werden. Wie sich jedoch herausstellt, arbeitet sie fortan „nur“ als Sekretärin von Mrs. Henrietta Bird, die wenig empathische und sehr respekteinflößende „Kummerkastentante“ einer Frauenzeitschrift. Emmy muss Leserinnenbriefe vorsortieren und ist dabei angewiesen, alles auszusortieren, das in irgendeiner Weise anstößig sein könnte. Als Emmy jedoch die Briefe der Frauen liest, die teils verzweifelt um Rat bittet, beginnt sie, ihnen auf eigene Faust zurückzuschreiben – und unterschreibt mit „Mrs. Bird“…

Ganz anders als erwartet

Ich hatte das Buch vor einigen Jahren (!) bei einer anderen Buchbloggerin gewonnen und vorher nichts davon gehört. Aus einer Laune heraus griff ich neulich danach, begann zu lesen – und war nach kürzester Zeit gefesselt. Zu Beginn wirkt Emmy ein kleines bisschen naiv – die junge Frau, die sich mitten im Bombenhagel danach sehnt, Kriegsreporterin zu werden. Was zunächst oberflächlich erscheint, gewinnt schnell an Tiefgang. Die Briefe der Frauen berühren Emmy und ich habe mich mit ihr gemeinsam über die Unfähigkeit und Gefühllosigkeit von Mrs. Bird geärgert. Letztlich hätte ich wohl genauso gehandelt und die Briefe aufgehoben, statt sie – wie angewiesen – sofort in den Papierkorb zu schmeißen.

Neben ihrer neuen Arbeit ist Emmy außerdem als Telefonistin bei der Feuerwehr aktiv und Teil eines recht festen sozialen Umfelds. Vor allem zu ihrer besten Freundin Bunty hat sie ein sehr enges Verhältnis. Wie sich auch diese Seite ihres Lebens nach und nach verändert und vom Krieg beeinflusst wird, war spannend zu lesen. Generell schildert A.J. Pearce sehr eindrücklich die damalige Zeit. Einige Szenen nach den nächtlichen Luftangriffen sind schon recht heftig und mir standen ab und zu Tränen in den Augen. Pearce schreibt sehr bildhaft, sodass es nicht schwer ist, sich die Zerstörung und das Leid der Menschen vorzustellen. Gleichzeitig spiegelt sich im Text auch die Hoffnung und der unerschütterliche Humor der Briten wider. Das fand ich sehr gelungen!

Die Hoffnung der Frauen

Im Nachwort beschreibt die Autorin ihre Recherche für das Buch. Sie hat unzählige Frauenzeitschriften der damaligen Zeit durchforstet, außerdem Fotos und Flyer gesichtet. Neben den Auswirkungen des Krieges hatten gerade Mädchen und Frauen dennoch ihre „normalen“ Alltagssorgen und Gefühlsangelegenheiten, mit denen sie sich sehr allein gefühlt haben. Kummerkastenseiten waren daher fester Bestandteil der Zeitschriften, da das eine anonyme Möglichkeit war, Hilfe zu erhalten. Ich finde es toll, dass A.J. Pearce daraus ein Buch gemacht hat.

Fazit: Liebe Mrs. Bird

Dieses Buch hat gezeigt: Spontangriffe sind manchmal die besten! Ich hatte überhaupt keine Erwartungen an „Liebe Mrs. Bird“ und wurde umso mehr überrascht. Eine sehr emotionale und bildhaft geschilderte Geschichte, die einen mitten hineinwirft in den Blitzkrieg und gleichzeitig in die Gefühlswelt der Frauen von damals. Ich möchte das Buch sehr gern empfehlen, es hat mir wirklich gut gefallen!

Schon gewusst?
Eigentlich handelt es sich bei „Liebe Mrs. Bird“ um den Auftakt einer Reihe. Im Englischen sind bieher zwei weitere Bücher erschienen, die aber nicht ins Deutsche übersetzt wurden:

Liebe Mrs. Bird

Autor*in: A.J. Pearce
Übersetzung: Silke Jellinghaus
Kategorie*n: Historischer Roman
ISBN: 978-3463400976
Verlag: Kindler
Seiten: 416

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