Claudia Casanova: Albas Sommer

Sommerlich leichte Hommage an Flora und Fauna
15. Oktober 2020
Claudia Casanova Albas Sommer Spanien Botanik Pflanzen

Albas Sommer ist gerade rechtzeitig erschienen, um sich an grauen Tagen in die artenreiche Botanik eines spanischen Landstriches zu träumen. Das wunderschön gestaltete Büchlein aus der Feder von Claudia Casanova nimmt den Leser mit auf eine ungewöhnliche Sommerreise in die 1870er Jahre.

Albas Sommer – Darum geht’s:

Spanien, 1875: Die junge Alba verbringt die Sommer mit ihrer Familie in einem Landhaus im Tal Valdecabriel in der Sierra de Albarracín. Hier entdeckt sie ihre Vorliebe für die Schönheiten der Natur und ganz besonders der Pflanzenwelt. Sie widmet sich ganz deren Studium und legt ein eigenes Herbarium an. Als sie den bekannten deutschen Botaniker Heinrich Willkomm kennenlernt, findet sie in ihm nicht nur jemanden, ihre Leidenschaft für Pflanzen teilt, sondern einen Seelenverwandten. Als er eine von ihr entdeckte Blume nach ihr benennen und in Paris vorstellen möchte, scheint ihr Glück perfekt. Doch das Schicksal hat andere Pläne für Alba.

Sommerlich leichte Lektüre

Die 240 Seiten dieses Büchleins habe ich an nur einem Abend gelesen. Schnell nehmen einen die Handlung und die Stimmung gefangen und man streift gemeinsam mit der unbeschwerten jungen Alba durch die spanische Landschaft. Die Geschehnisse gehen ruhig ineinander über und lassen den Leser die Zeit vergessen. Er erhält einen Einblick ins Seelenleben der jungen Frau und versteht nach kürzester Zeit ihre Leidenschaft für die Natur. Er bemerkt, dass Alba vom Wesen her anders ist als andere junge Damen ihrer damaligen Zeit. Ebenso wie Luisa, ihre jüngere Schwester, die sich den Schmetterlingen verschrieben hat. Einige Kapitel werden aus Sicht der Mutter Mercedes geschildert, die selbst gebildet ist und ebenfalls eine Schwäche für das Studium der Natur besitzt. Der Vater ist Geschäftsmann, hat privat jedoch wenig zu sagen und erinnerte mich ein wenig an Mr. Bennet in Jane Austens „Stolz und Vorurteil“.

Ein Roman voller Liebe

Ein Leitmotiv über die Handlung hinweg ist das Thema Liebe – sei es zur Natur, zur Landschaft, zwischen den Schwestern, der Mutter für ihre Töchter oder aber die in Albas Herzen. Die Autorin schafft es jedoch, diese nicht klischeehaft darzustellen, sondern mit einer gewissen Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Nun könnte man sagen, wo Liebe ist, da ist auch Schmerz – und ja, auch diesen gibt es im Buch. Insgesamt ist die Geschichte von Alba durchaus bewegend, gerade vor dem historischen Hintergrund, dass Frauen in der damaligen Zeit wesentlich größeren Zwängen unterlagen als heute. Sie geht ihren eigenen Weg und ist doch nicht ganz befreit von den Konventionen und dem, was man von ihr als Frau erwartet.

Ungewöhnliche Story mit wahrem Hintergrund

Die Geschichte von Albas Sommer ist laut Aussage der Autorin fiktiv, doch sie basiert auf einer realen Person: Blanca Catalán de Ocón y Gayolá. Diese junge Frau hat tatsächlich im 19. Jahrhundert in der Gegend gelebt, in der das Buch spielt. Sie hat sich die Wissenschaft der Botanik als Autodidaktin beigebracht, gefördert durch ihre Umgebung und die Mutter, die ihr Talent entdeckte. Ähnlich ist es beim fiktiven Charakter von Alba.

Fazit: Albas Sommer

Albas Sommer war für mich ein kleiner Abstecher sowohl in die sonnigen Gefilde Spaniens als auch in die Geschichte einer selbstbewussten jungen Frau, deren Berufung die botanische Wissenschaft ist. Es ist auf den ersten Blick keine vielschichtige Story, doch der Hintergrund ist durchaus bedeutend. Viele Wissenschaftlerinnen, die wichtige Beiträge in ihrem jeweiligen Fach geleistet haben, sind heute nahezu vergessen. Das Büchlein, dessen äußere wie innere Gestaltung wirklich wunderschön ist, ist also nicht nur eine Hommage an Flora und Fauna, sondern auch an alle jungen Frauen, die sich gegen alteingesessene Muster wehren.

Die 240 Seiten sind verteilt auf rund 30 Kapitel, die jeweils recht kurz sind. Der Schreibstil ist einfach zu lesen, obwohl er bisweilen sogar poetische Züge annimmt. Ich als Leser bin jedoch durch die Kapitel geflogen und war fast ein bisschen traurig, als ich beim Epilog anlangte. Manches hätte noch etwas ausführlicher beschrieben werden können und einige Charaktere bleiben mir etwas zu oberflächlich. Andererseits hätten zusätzliche Beschreibungen und mehr Details der Handlung wahrscheinlich ihre Leichtigkeit genommen. Alles in allem ein wirklich lesenswerter Roman, bei dem man sogar noch etwas über Pflanzen lernen kann.

Albas Sommer

Autor*in: Claudia Casanova
Übersetzung:
Kategorie*n: Historischer Roman | Roman
ISBN: 978-3-8479-0054-2
Verlag: eichborn
Seiten: 240
Copyright: eichborn Lübbe

Jetzt kaufen bei: *

* Affiliate-Links zur kostenfreien Unterstützung dieses Blogs.