Männer sterben bei uns nicht ist das Porträt einer Familie, in der nach und nach die Männer verloren gegangen sind. Annika Reichs Roman ist im Februar 2023 bei Hanser Berlin erschienen. Im selben Verlag erschienen außerdem das Kinderbuch „Lotto will was werden“ und der Roman „Die Nächte auf ihrer Seite“.
Männer sterben bei uns nicht – Darum geht’s:
Verteilt auf die Häuser eines herrschaftlichen Anwesens an einem nicht näher genannten See leben drei Generationen von Frauen – Großmütter, Töchter, Tanten, Cousinen. Die Männer sucht man hingegen vergebens – einer nach dem anderen ist still und heimlich verschwunden. Gesprochen wird darüber kaum, und doch eint diese Tatsache die Frauen, obwohl sie sich alles andere als grün sind. Alle Fäden und Geheimnisse laufen bei der Großmutter zusammen, die mindestens ebenso herrschaftlich ist wie das Anwesen und stets den Schein zu wahren weiß. Als sie stirbt, brechen die eingefahrenen Strukturen nach und nach auf, lange Ungesagtes kommt auf den Tisch und die Frauen müssen ihre neue Mitte finden.
Die Matriarchin ist tot…
Luise, 30 Jahre alt und ledig, findet sich auf der Beerdigung ihrer geliebten Großmutter, der Mutter ihres Vaters wieder. Nach und nach treffen die anderen Frauen der Familie ein: ihre Mutter, ihre Tante Marianne mit Cousine Olga, Luises andere Großmutter und schließlich Leni, ihre Schwester. In kurzen Kapiteln erzählt Annika Reich abwechselnd episodisch aus Luises Kindheit und dem Fortgang der Beerdigung. Im Verlauf wird deutlich, welches Verhältnis alle Personen untereinander und besonders zur Großmutter hatten.
Mehr erhofft
Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht und ich hatte mir eine Geschichte voller Geheimnisse und Dramen vorgestellt, die nach dem Tod der Großmutter ans Licht kommen. Ein wenig geht das Buch schon in diese Richtung, aber ich muss zugeben, dass ich mir hier deutlich mehr erhofft hatte. Leider plätschern die Rückblenden teils ein wenig dahin und es passiert wenig. Luise, die Ich-Erzählerin, war mir leider etwas unnahbar, so richtig identifizieren konnte ich mich nicht mit ihr. Letztlich war es für mich eine doch eher typische Familienstory, die wenig Neues zu bieten hatte.
Mir gefiel allerdings der Stil und auch die kurzen Kapitel sorgten dafür, dass ich beim Lesen schnell vorankam. Die Ansätze von trockenem Humor haben mir ebenfalls gefallen, aber auch der hätte für meinen Geschmack deutlich schwärzer sein dürfen. Insgesamt hätte ich mir wahrscheinlich einen Tick mehr Tragikomik erhofft.
Fazit: Männer sterben bei uns nicht
Männer sterben bei uns nicht ist insgesamt kein schlechtes Buch, es liest sich flüssig und ist durch den episodischen Aufbau abwechslungsreich. Dennoch muss ich sagen, dass mir einfach das gewisse Etwas, das Neue, das Ungewöhnliche gefehlt hat. Mich hat die Story nicht wirklich überrascht und sie at mich nicht vom Hocker gerissen. Das war doch ein klein wenig schade, da ich mir einfach mehr erhofft hatte. Im Vorfeld habe ich aber sehr positive Stimmen gelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es ein Buch ist, das jede*r wahrscheinlich sehr individuell auffasst. Das heißt: Lesen und eine eigene Meinung bilden! 😊