Ursula Poznanski, Arno Strobel: Anonym

Erster Fall für Daniel Buchholz und Nina Salomon
28. Juni 2020
Ursula Poznanski Arno Strobel anonym

Anonym ist nach „Fremd“ der zweite Thriller, den die Beststellerautoren Ursula Poznanski und Arno Strobel gemeinsam geschrieben und veröffentlicht haben. Das Buch spielt in Hamburg und ist der erste Fall für die Kommissare Nina Salomon und Daniel Buchholz.

Darum geht’s:
Kommissarin Nina Salomon hat sich von Bremen nach Hamburg versetzen lassen und wird direkt mit ihrem ersten und sehr persönlichen Fall betraut. Gemeinsam mit Daniel Buchholz begibt sie sich auf die Suche nach einem perfiden Mörder, der im Darknet das Forum „Morituri“ betreibt. Hier können User Kandidaten vorschlagen, die sie aus den unterschiedlichsten Gründen tot sehen wollen – völlig anonym. Wer nominiert wird, kommt auf eine Liste, über die die User abstimmen können. Der „Gewinner“ stirbt. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit für Buchholz und Salomon, denn der Täter holt sich skrupellos seine Opfer und ist näher als sie denken…

Anonym: Interessante Thriller-Idee

Ein Todesforum auf der dunklen Seite des Internet, in dem ungeliebte Nachbarn, Expartner oder der eigene Chef auf eine Todesliste gesetzt werden können? Das alles vor den Augen der Polizei, die zunächst völlig machtlos scheint? Klingt nach einem wirklich interessanten Ansatz für einen packenden Thriller. Ein Katz-und-Maus-Spiel im Wettlauf gegen die Zeit, so hatte ich gehofft, doch ich wurde ein wenig enttäuscht. Die Story ist spannend, keine Frage, aber mir war das Buch teilweise zu langatmig und bis zum Schluss hat mir das gewisse Etwas gefehlt. Der Gänsehautmoment, die Schnappatmung, das Nicht-aufhören-zu-lesen-Können. Die Lösung war für mich nicht ganz überraschend, sodass mir das Ende einfach zu flach war. Wirklich schade, denn die Geschichte hatte Potenzial!

Anstrengende Figuren

Ein Teil meiner Enttäuschung über das Buch ist auch den beiden Hauptfiguren Nina Salomon und Daniel Buchholz geschuldet. Letzterer ist ein Pedant, wirkt etwas unterkühlt und ist sehr auf Normen und Einhaltung der Protokolle fixiert. Nina Salomon ist das komplette Gegenteil – auf Konventionen gibt sie nicht viel und besitzt ein gewisses Aggressionspotenzial. Dass diese beiden sofort aneinander geraten war recht vorhersehbar und auch, dass sie sich dennoch brauchen. Beim Lesen schwang leider immer die Angst mit, dass die Beziehung der beiden irgendwann ins Schnulzige abdriftet, was zum Glück nicht eingetreten ist. Dennoch: Mit beiden Charakteren bin ich leider nicht richtig warm geworden, die Gegensätze waren mir zu groß und wirkten aufgesetzt.

Zwei Autoren – zwei Perspektiven

Die Art und Weise, wie dieses Buch geschrieben ist, hatte ich vorher so noch nicht. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Nina bzw. Daniel erzählt – immer in Ich-Form und im Präsens. Mit beidem habe ich so meine Schwierigkeiten, doch das ist etwas sehr Subjektives. An sich fand ich den Stil interessant, das ist mal etwas Neues, doch ich empfand es etwas hemmend für den Lesefluss. Da beide Personen stets in Ich-Form berichten, weiß man nicht bei jedem Kapitel sofort, wer erzählt, zumal der Wechsel nicht bei jedem Kapitel stattfindet. Ein kleiner Namenshinweis über dem Kapitel wäre da beispielsweise hilfreich gewesen.

Fazit: Anonym

Alles in allem war Anonym von Poznanski und Strobel wieder kein Thriller im klassischen Sinne für mich. Es war mehr ein Kriminalroman, der mit einigen Thriller-Elementen aufwarten konnte. Die Vorgehensweise des Mörders ist perfide, die Morde sind grausam. Die Idee hinter dem Buch ist erschreckend, denn ich bin mir sicher, dass es viele Menschen gäbe, die in einem solchen Forum über den Tod anderer Menschen abstimmen würden, wenn sie dabei völlig anonym blieben. Meines Erachtens bot diese Idee viel Potenzial für einen packenden, rasanten Thriller, doch die Umsetzung war leider nicht meins. Stellenweise ist wenig passiert, die Protagonisten waren zu überzeichnet und die Lösung konnte mich nicht 100-prozentig überzeugen. Wirklich schade!

Anonym

Autor*in: Ursula Poznanski, Arno Strobel
Übersetzung:
Kategorie*n: Thriller
ISBN: 978-3805250856
Verlag: Wunderlich
Seiten: 384

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