Fuchsrot und Feldgrau spielt mitten im Zweiten Weltkrieg und ist doch ein klarer Antikriegsroman. Axel Lawaczeck hat einen historischen Roman geschrieben, der auf dem Kriegstagebuch eines bayerischen Oberleutnants und darüber hinaus auf akribischer Recherche basiert. Das Buch wurde mit der Verlagsprämie des Freistaats Bayern ausgezeichnet.
Fuchsrot und Feldgrau – Darum geht’s:
August, 1944: Franz, Oberleutnant der Wehrmacht liegt seit zwei Wochen in einem Feldlazarett bei Galatz. Als die russische Armee immer näher rückt und sämtliche Ärzte und Sanitätsstäbe überstürzt flüchten, bleiben er und über 1.000 verwundete deutsche Soldaten zurück. Gemeinsam mit Günther Hörcher stößt er wie durch ein Wunder auf einen ebenfalls zurückgelassenen Zug mit zahlreichen Waggons sowie zwei Ärzte und einige Krankenschwestern. Ohne zu überlegen, starten sie eine riskante Rettungsaktion und evakuieren das Lazarett. Vor ihnen liegen jedoch nicht nur ein beschwerlicher Weg quer durch Europa, hinter ihnen kommt die Rote Armee immer näher.
Eine Zugreise der anderen Art
Von Galatz, das nahe am Schwarzen Meer liegt, führt der Weg durch Rumänien, Ungarn und Österreich bis nach München. Wenn man bedenkt, unter welchen Umständen diese „Reise“ stattfand, ist es noch viel erstaunlicher, dass sie es tatsächlich geschafft haben. Doch das ist alles andere als einfach – und wird auch recht detailliert geschildert. Ich weiß jetzt mehr über die Funktionsweise von Lokomotiven als ich mir jemals erträumt habe 😉 Doch die immer wieder unvorhergesehenen Zwangsstopps, kritischen Begegnungen und menschlichen Schicksale lassen einen das gesamte Buch durch mitfiebern.
Fokus auf Personen
Die Geschichte lebt vor allem von den handelnden Figuren – allen voran Franz. Aber auch die Ärzte und Krankenschwestern, die in den Waggons unermüdlich medizinische Höchstleistungen vollbringen, sowie die Lokführer und Heizer wachsen einem doch sehr ans Herz. Alle, die hier eine Stimme bekommen, hat es wirklich gegeben, wie auch der umfangreiche Anhang zeigt. Der Autor schildert im Epilog, was nach der Ankunft in München bzw. nach dem Krieg aus den Menschen wurde, die die gefährliche Reise einst zusammenschweißte. Ich gestehe, dass ich das eigentlich fast noch spannender fand.
Eine weitere Person ist nicht zu vergessen: Der junge Wolodja, der jenseits der Kaukasusfront ums Überleben kämpft. Nach einem schweren Schicksalsschlag versucht er, das beste aus seiner Situation zu machen und – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht zwischen die Fronten zu geraten. Wie erst nach und nach in dieser parallel erzählten Geschichte deutlich wird, sind Wolodjas und Franz‘ Wege durch eine Fuchsjagd miteinander verbunden.
Fazit: Fuchsrot und Feldgrau
Für den über 500 Seiten umfassenden biografischen Roman habe ich recht lang gebraucht. Die Handlung ist allein schon deswegen spannend und interessant, weil sie auf wahren Begebenheiten beruht. Zwischendurch hatte die Handlung aber doch einige Längen und die ganzen technischen Details waren mir teilweise doch zu viel. Insgesamt ist es aber ein Stück Zeitgeschichte, das umso wertvoller ist, da es kaum mehr Menschen gibt, die aus eigenen Erinnerungen heraus von den Geschehnissen während des Zweiten Weltkriegs berichten können. Tagebücher, Fotos und andere Aufzeichnungen sind daher Gold wert und ich finde, es ist dem Autor sehr gut gelungen, die Geschehnisse als Roman aufzubereiten. Trotz der teils explizit geschilderten Ereignisse – TW: Kriegsverbrechen und Tod – liest sich die Geschichte sehr flüssig und unkompliziert (bis auf die Lokomotiven-Details 😉 ). Leseempfehlung für alle, die authentische Kriegsgeschichten nicht abschrecken!