Beatrice Salvioni: Malnata

Eine Geschichte über ein unbeugsames Mädchen
30. August 2024
Beatrice Salvioni Malnata Italien La Malnata Penguin Random House

Malnata ist das Romandebüt von Beatrice Salvioni, das sowohl in Italien als auch international einige Aufmerksamkeit erregte. Davor hatte die Autorin bereits einige Erzählungen geschrieben und ist Absolventin der renommierten Schreibschule Holden.

Malnata – Darum geht’s:

Italien, Mitte der 1930er Jahre: Francesca wächst wohlbehütet und streng erzogen auf, ihre Mutter legt größten Wert auf Etikette. Maddalena, im Ort nur „Malnata“ – „die Unheilbringende“ – genannt, ist so ziemlich das genaue Gegenteil. Sie umgibt sich mit Jungs, ist laut und frech, immer etwas schmutzig und interessiert sich nicht für Regeln. Dies übt eine Faszination auf Francesca aus, der sie schon bald nachgibt und sich heimlich mit Maddalena anfreundet. Nach und nach sieht sie die Welt der Erwachsene durch Maddalenas Augen, Ungerechtigkeiten werden ihr immer bewusster. Zunehmend steht sie damit zwischen den Stühlen: ihre Freundschaft zu Maddalena einerseits und andererseits eine Gesellschaft, die freiheitliches Denken, zumal von Frauen, nicht unterstützt.

Verschiedene Welten

Mit Francesca und Maddalena prallen nicht nur verschiedene Charaktere aufeinander, sondern ganze Welten. Während Maddalenas Eltern zu besser gestellten Bürgertum der Stadt gehören, bestrebt weiter aufzusteigen und in angesehenen Kreisen zu verkehren, wohnt Maddalena in einer weniger schönen Gegend, in beengten Räumlichkeiten. Ihre Mutter ist Witwe, woran sie ihrer Tochter die Schuld gibt und sie deswegen ignoriert. Aufgrund ihres Rufs untersagt Francescas Mutter ihr den Umgang mit der „Malnata“ – aus reinem Eigennutz, damit das Ansehen der Familie dadurch keinen Schaden nimmt.

Francesca widersetzt sich, trifft sich heimlich mit Maddalena und lernt auch ihre Familie kennen. Dadurch erfährt sie ein anderes Miteinander, den Umgang der Geschwister untereinander und die Herzlichkeit, die dabei herrscht. Auch das ändert Francescas Denken und Handeln zunehmend, denn sie kann den Ruf der „Malnata“ nicht nachvollziehen und empfindet deren Ausgrenzung als ungerecht.

Gesellschaftliche Strukturen

Theoretisch könnte die Geschichte jederzeit spielen, doch dass sie im Italien der 1930er Jahre unter Mussolini angesiedelt ist, gibt dem Ganzen eine ganz eigene Brisanz. Ist es so schon schwer, sich als junges Mädchen zu behaupten, so war es das damals ganz sicher. In einer Zeit, in der alle die Füße stillhielten, um ja nicht aufzufallen, war Rebellion eine gewagte Sache. Parteimitglieder hatten das Sagen und genossen überall Vorteile bzw. nahmen sie sich einfach. Maddalena passt ganz und gar nicht dazu und versucht nicht einmal, es zu verstecken, selbst wenn ihr dadurch Nachteile entstehen.

Fazit: Malnata

Zugegeben, es hat eine Weile gedauert, ehe ich mit der Geschichte und den Charakteren warm geworden bin. Alles in allem ist „Malnata“ aber ein starker Roman über ein außergewöhnliches Mädchen, das seinen Weg geht. Weibliche Selbstbestimmung wird hier auf ein ganz neues Level gehoben und das hat mir schon viel Spaß gemacht, zu lesen. Kann ich also definitiv empfehlen!

Malnata

Autor*in: Beatrice Salvioni
Übersetzung: Anja Nattefort
Kategorie*n: Historischer Roman
ISBN: 978-3-328-60271-2
Verlag: Penguin
Seiten: 272
Copyright: Penguin

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