Bethan Roberts: Der Liebhaber meines Mannes

Eine Ménage-à-trois in den 1960er Jahren
12. Dezember 2022
Bethan Roberts Der Liebhaber meines Mannes My Policeman Kunstmann Verlag

Der Liebhaber meines Mannes – im englischen Original „My Policeman“ – ist bereits 2012 erschienen, 2013 in Deutschland. 2022 hat das Buch der Autorin Bethan Roberts ein kleines „Revival“ erfahren, denn die Geschichte wurde mit Musiker und Schauspieler Harry Styles verfilmt.

Der Liebhaber meines Mannes – Daum geht’s:

Brighton, Ende der 1950er Jahre: Marion, fast noch ein Teenager, verliebt sich in Tom, den älteren Bruder ihrer besten Freundin. Obwohl er sich nicht sonderlich für sie zu interessieren scheint, ist er für Marion der Mann fürs Leben. Als er ihr tatsächlich irgendwann einen Heiratsantrag macht, ist sie glücklich. Doch Tom lebt heimlich ein anderes Leben – mit einem Mann. Patrick ist Kurator des Museums in Brighton, bringt ihm Kunst und Kultur bei. Doch Homosexualität ist in diesen Zeiten strafbar und so entwickelt sich eine Ménage-à-trois, die für keine*n der Beteiligten gänzlich erfüllend ist…

Liebe und Schuld

Wie kann man glücklich mit jemandem leben, dessen Herz einem anderen gehört? Dieser Herausforderung stellt sich Marion, als sie nach vielen Jahren Ehe endlich begreift, was zwischen ihrem Mann Tom und Patrick, dem Kurator vor sich geht. Die beiden wurden sich längst vorgestellt und doch hat Marion über Jahre hinweg die Zeichen ignoriert. Für Tom und Patrick, deren Homosexualität in den 1960er Jahren gesellschaftlich wie gesetzlich geächtet ist, haben es mindestens genauso schwer. Tom steht im Zentrum einer unglücklichen Dreiecksbeziehung – so lange, bis einer der Liebenden es nicht mehr aushält und eine folgenschwere Entscheidung trifft.

Was denkt eigentlich Tom?

Das habe ich mich beim Lesen mehrfach gefragt. Denn obwohl er im Zentrum der Story steht, wird sie nie aus seiner Sicht erzählt. Das Buch steigt 1999 ein – seit dem ersten Treffen von Marion und Tom sind 45 Jahre vergangen. Sie leben nach wie vor zusammen, haben sich arrangiert, wie man so schön sagt. Ihr eher trister Alltag wendet sich, als der ebenfalls gealterte und kranke Patrick bei ihnen einzieht – auf Marions Wunsch hin. Sie ist es, die die tragische Liebesgeschichte rückblickend in der Ich-Perspektive erzählt, teilweise direkt adressiert an Patrick. Ergänzend wird Patricks Sicht auf die Geschehnisse mithilfe seiner früheren Tagebucheinträge geschildert. Nur einer kommt eben nie persönlich zu Wort: Tom – Polizist, Ehemann, Liebhaber.

Prinzipiell fand ich den Aufbau sehr gelungen und dank der beiden Perspektiven hat man als Leser*in doch einen umfassenden Blick – eben auch in jene Situationen, in denen Marion nicht zugegen war. Trotzdem hätte mich interessiert, wie Tom selbst zu all dem steht. Obwohl sich das Leben von zwei Menschen um ihn dreht, bleibt er irgendwie außen vor. Ich kann auch schlecht sagen, ob ich ihn sympathisch finde oder nicht.

Fazit: Der Liebhaber meines Mannes

Trotz der für mich fehlenden persönlichen Perspektive von Tom hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Der Roman hat einen doch eher tragischen Unterton, weil sich die Geschichte nicht so ereignet hätte, wäre Homosexualität zu jener Zeit nicht verboten gewesen. So sind in diese Liebschaft drei Personen involviert – und keine davon ist wirklich glücklich. Dennoch gibt es diese kleinen Hoffnungsschimmer und schönen Momente. Es ist eine eher ruhige Geschichte, doch sie fesselt und hält einige Wendungen bereit. Ich möchte das Buch allen empfehlen, die sich für ungewöhnliche Lebensgeschichten interessieren.

Schon gewusst?
Bethan Roberts‘ Roman wurde 2022 verfilmt. In den Hauptrollen spielen Harry Styles, Emma Corrin und David Dawson.

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Der Liebhaber meines Mannes

Autor*in: Bethan Roberts
Übersetzung: Astrid Gravert
Kategorie*n: Roman
ISBN: 978-3-88897-816-6
Verlag: Kunstmann
Seiten: 368

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