Männer mit Erfahrung ist ein kurzweiliger Roman von Castle Freeman, seines Zeichens Korrektor, Redakteur, Lektor und Autor von einem „halben Dutzend Bücher“. Männer mit Erfahrung ist der erste Roman, der auch auf Deutsch erschien. 2016 beim Schweizer Verlag Nagel & Kimche im Hardcover erschienen, folgte 2018 das Taschenbuch, veröffentlicht beim dtv Verlag.
Männer mit Erfahrung – Darum geht’s:
Lillian, eine Zugezogene in einem kleinen Örtchen in Vermont, fühlt sich seit einiger Zeit von einem zwielichtigen Typen namens Blackway bedroht. Als sie eines Morgens ihre Katze tot auf ihrer Fußmatte vorfindet, wendet sie sich an den Sheriff, doch der ist angeblich machtlos. Weil Lillian nicht warten will, bis etwas Schlimmeres passiert, wendet sie sich an eine Gruppe älterer kauziger Männer, die sich regelmäßig in einer stillgelegten Fabrikhalle treffen. Whizzer, ihr ungekrönter Anführer, gibt ihr den betagten, aber listigen Lester sowie den großen, kräftigen, aber etwas beschränkten Nate zum Schutz mit. Zu dritt machen sie sich auf die Suche nach Blackway, um dem Spuk ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
Kurzweilig und komisch
Für die rund 170 Seiten habe ich nicht länger als einen Nachmittag benötigt – und dieser war äußerst unterhaltsam. Castle Freeman „wirft“ die Leser*innen in eine Art Kammerspiel, bei der man einfach aufmerksam dasitzen und abwarten muss, was passiert. Der Plot ist simpel: Grober Kerl, der vor nichts zurückschreckt, bedroht junge Frau; alte kauzige Männer, die wissen, was zu tun ist, helfen ihr. Erstaunlicherweise ist das sehr spannend und lebt vor allem durch die Charaktere und die Kulisse – ein abgeschiedenes Kaff am Ar*** der Welt, irgendwo in den Bergen von Vermont. Die Zeit scheint still zu stehen, das Buch könnte irgendwann in der weit zurückliegenden Vergangenheit spielen. Alles wirkt ein bisschen einfach, alt und etwas heruntergekommen – die Gebäude ebenso wie die Menschen. Doch eines haben sie: Charakter, Humor und: Erfahrung.
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Kein Wort zu viel
Sprachlich ist das Buch etwas gewöhnungsbedürftig. Sehr viele kurze Sätze, die Dialoge gehen schnell hin und her, sehr viel „fragte“ und „sagte“. Allerdings hat mich das im Zusammenhang mit der Story und dem Setting mit genau diesen Charakteren überhaupt nicht gestört. Hier wird kein Wort zu viel gesagt, wo es nicht notwendig ist. Dagegen sind die Dialoge der vierköpfigen Herrenrunde in der stillgelegten Fabrik herrlich komisch aufgebaut und erstaunlich geschwätzig. Jeder weiß es besser, alte Geschichte werden aufgewärmt und Conrad, der – ebenfalls zugezogene – Mann von Whizzers Schwester, kennt keine davon. Entsprechend viele Fragen muss er stellen, auf die er zum Teil keine oder eine verspätete Antwort bekommt. Parallel muss Lillian ihren beiden Begleitern nahezu jedes Wort aus der Nase ziehen, denn Lester hat einen Plan, den er nicht Preis gibt, und Nate ist so schweigsam wie er groß ist.
Fazit: Männer mit Erfahrung
Ich muss sagen, „Männer mit Erfahrung“ hat mich wirklich sehr gut unterhalten. Mir gefielen das Setting und die Charaktere – jeder, der in einem Dorf aufgewachsen ist, kennt diese Typen. Es ist, als ob man zum einen mitten in ihrer Diskussionsrunde sitzt und staunend den überzogenen Storys von früher lauscht. Parallel ist man hautnah dabei, wenn Lillian und ihre beiden Begleiter von einer Station zur nächsten fahren, um endlich Blackway aufzuspüren. Das Ende ist absehbar, aber passend. Ein einzigartiger Roman, dass mich oft zum Schmunzeln gebracht hat!