Constanze Scheib: Keine schöne Leich’

Zweiter Fall für die gnä’ Frau und ihr Dienstmädchen
24. April 2023
Constanze Scheib Keine schöne Leich' Der Würger von Hietzing Wien Oktopus Verlag

Keine schöne Leich’ führt dazu, dass Frau Ehrenstein erneut ermittelt – natürlich nicht ohne ihre Gehilfin Marie. Constanze Scheib schickt die Leser*innen nach Wien 1972 und zeigt die Stadt im Umbruch zwischen konservativen Strukturen und lässiger Moderne.

Keine schöne Leich’ – darum geht’s:


Nach einem aufrührerischen Zeitungsartikel fühlt sich Frau Ehrenstein diskreditiert. Die feine Gesellschaft meidet die gnä’ Frau, die gern Rockmusik hört, Whisky trinkt und auch mal mit Hippies verkehrt. Zur Ablenkung macht ihre Mutter sie mit der ebenso betagten wie betuchten Gräfin Bárány bekannt. Die beiden haben einiges gemeinsam, denn die Gräfin wurde von der Presse ebenfalls verunglimpft: Sie soll ihren Mann getötet haben. Schnell freunden sich die beiden Frauen an und aus reinem Interesse startet Frau Ehrenstein Ermittlungen, um die Unschuld der Gräfin zu beweisen. Dabei begibt sie sich aber wieder einmal selbst in Gefahr…

Leider nicht so spannend wie erhofft

Band 1 – „Der Würger von Hietzing“ – hatte mir ganz gut gefallen, vor allem auch, weil der Fall doch recht spannend war. Bei Band 2 war das leider nicht der Fall, zumindest habe ich ihn als wenig spannend empfunden. Schon allein der Anstoß für die Ermittlungen waren meiner Meinung nach mehr als fraglich: Frau Ehrensteins Eltern gehen gern zu Beerdigungen, weil sie einem gesellschaftlichen Ereignis gleichkommen. Sie nehmen ihre Tochter mit, um sie der Gräfin vorzustellen, weil beide gemein haben, dass die Presse sie diskreditiert hat. Eine richtig gute Grundlage für eine Freundschaft scheint das nicht gerade zu sein…

Davon abgesehen plätschern allerdings auch die Nachforschungen der gnä’ Frau so dahin. Sie erhält erneut Unterstützung von ihrem Dienstmädchen Marie, die mir aber in diesem Band viel zu kurz kam. Man bekommt nur am Rande mit, dass sie Nachforschungen bei der Dienerschaft der Gräfin anstellt, aber das läuft sehr unter dem Radar. Nur ab und zu teilt sie ihre Erkenntnisse mit der gnä’ Frau, bevor sie wieder in der Versenkung verschwindet. Das fand ich sehr schade.

Zu wenig Tiefe

Neben den Ermittlungen selbst kommt auch das Privatleben der gnä’ Frau irgendwie zu kurz. Ihr Sohn beispielsweise spielt in diesem Band überhaupt keine Rolle, ihr Mann nur eine untergeordnete und das erst gegen Ende. Außerdem hätte ich gern mehr von den 70er-Jahre-Vibes gespürt. Es gibt Andeutungen bzgl. Kleidung und Musik, aber das hätte insgesamt noch viel mehr Tiefe vertragen können. So blieb der Fall, aber auch das Drumherum leider doch etwas oberflächlich, obwohl das Potenzial durchaus vorhanden war. Charme hingegen bringen die typischen Wiener Ausdrücke, die im Glossar hinten erklärt werden. Diesen Lokalkolorit mag ich an der Reihe tatsächlich sehr gern!

Fazit: Keine schöne Leich’

Es hätt’ a bisserl mehr sein dürfen – so würde ich es jetzt mal ganz dilettantisch zusammenfassen wollen 😊 Insgesamt kein schlechtes Buch, aber insgesamt ein wenig mehr Tiefe hätte ihm gut getan. Ich hoffe sehr, dass der dritte Fall für die gnä’ Frau wieder deutlich spannender wird und dann auch Marie wieder ein paar mehr Auftritte hat.

Keine schöne Leich’

Autor*in: Constanze Scheib
Übersetzung: -
ISBN: 978-3-311-30027-4
Verlag: Oktopus (Kampa)
Seiten: 304
Copyright: Oktopus (Kampa)

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