Daniel Mason: Der Wintersoldat

Ein Roman über den Krieg, die Liebe, Sehnsucht und Hoffnung
19. Januar 2022
Daniel Mason Der Wintersoldat Erster Weltkrieg Wien C.H. Beck

Der Wintersoldat hat viel zu lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher – kurz SuB – gelegen! Nun habe ich ihn endlich befreit und muss sagen, dass Daniel Mason hier etwas sehr Besonderes geschaffen hat.

Der Wintersoldat – Darum geht’s:

Der Wiener Medizinstudent Lucius ist gerade Anfang zwanzig, als der Erste Weltkrieg ausbricht. Von der Vorstellung eines gut ausgestatteten Feldlazaretts geblendet, meldet er sich freiwillig. Nach einer Reise quer durch Europa landet er im eisigen Februar des Jahres 1915 in einem kleinen Dorf in den Karpaten. Er findet sich in einer zugigen Kirche wieder, die als Behelfslazarett dient und kaum medizinisches Gerät beherbergt. Dafür gibt es zahlreiche verletzte Soldaten und die Nonne Margarete, die Lucius alles beibringt, was er wissen muss. Als eines Tages ein traumatisierter, aber sonst unverletzter Soldat eingeliefert wird, macht Lucius einen schweren Fehler. Diesen bereut er auch noch, als der Krieg längst vorbei ist.

Im Krieg und in der Liebe…

… ist alles erlaubt, so heißt es. In Ansätzen spiegelt dieses Sprichwort auch Daniel Masons Roman wider. Für Lucius, der behütet bei wohlhabenden Eltern in Wien aufgewachsen ist, ist der Dienst im Osten ein Kulturschock. Er, der bisher nicht einmal im Hörsaal mit echten Menschen zu tun hatte, sieht nun schlimmste Verletzungen und unzählige Leichen. Er lernt, dass ein Chirurg gerade im Krieg mehr mit einem Schlachter gemein hat als mit einem „Gott in Weiß“. Seine Stütze und engste Vertraute ist die Nonne Margarete, in die Lucius längst verliebt ist. Doch dann holt der Krieg auch ihr kleines Dorf ein und trennt die beiden. Doch seine Erlebnisse im Lazarett, die resolute junge Frau, die Krankenpfleger und jener traumatisierte Wintersoldat lassen Lucius nicht mehr los.

Atmosphärisch und poetisch

Diesen Roman in wenigen Worten zusammenzufassen, ist beinahe unmöglich. Zwischen den Buchdeckeln stecken eine so vielschichtige Geschichte und so viele Emotionen. Mason schreibt bildhaft und atmosphärisch, ohne ausschweifend zu werden. Man spürt jedoch beinahe den eisigen Wind, der in den Kriegswintern um die marode Kirche pfeift, leidet mit den Soldaten und erfreut sich mit Margarete und Lucius an den kleinen Dingen. Die Beziehung der beiden war wirklich schön beschrieben. Blicke, vertraute Gesten, ein Lächeln – alles läuft auf einen bestimmten Punkt hinaus, doch es ist alles andere als kitschig. Eher leise und sanft, doch überaus kraftvoll.

Masons Schreibstil hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Man versinkt beim Lesen regelrecht im Buch und ist so mittendrin in der Geschichte, dass man nicht mehr auftauchen möchte. Dieser historische Roman liest sich so spannend wie ein Krimi, denn man möchte unbedingt wissen, was weiter passiert. Das große Rätsel verfolgt Lucius über den Krieg hinaus, ebenso wie die Schuld, die er auf sich geladen hat. Obwohl ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte, lässt mich dieses dennoch zufrieden zurück.

Fazit: Der Wintersoldat

Für mich gehört „Der Wintersoldat“ zu den Büchern, die meine kleine Bibliothek nicht mehr verlassen werden. Die Geschichte ist eine von jenen, die man nicht mehr missen möchte. Sie zeigt, dass es Liebe und Wärme gibt, selbst wenn die Umstände alles andere als optimal sind. Vor der Kulisse des Ersten Weltkrieges und der untergehenden österreichischen Monarchie erzählt Daniel Masons historischer Roman von Zuneigung, Fehlern, Sehnsucht und Vergeben. Absolute Leseempfehlung!

Schon gewusst?
Die Taschenbuchausgabe von „Der Wintersoldat“ ist am 20. Oktober 2021 im dtv Verlag erschienen.

Der Wintersoldat

Autor*in: Daniel Mason
Übersetzung: Sky Nonhoff, Judith Schwaab
Kategorie*n: Historischer Roman
ISBN: 978-3-406-73961-3
Verlag: C.H.Beck
Seiten: 430
Copyright: C. H. Beck

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