Ines Thorn: Die Buchhändlerin

„Bücher und Schicksale“ in den Nachkriegsjahren
28. März 2021
Ines Thorn Die Buchhändlerin Frankfurt am Main Buchmesse historischer Roman

Die Buchhändlerin ist ein historischer Roman über die Liebe zu den Büchern und den Menschen. Ines Thorn hat ein Buch über Bücher geschrieben und über eine starke Frau, die in den Nachkriegsjahren versucht, ihren eigenen Weg zu gehen.

Die Buchhändlerin – Darum geht’s:

Frankfurt am Main, kurz nach dem Krieg: Christa soll die Bräuteschule besuchen, um eine gute Hausfrau und Mutter abzugeben. Doch die junge Frau hat andere Pläne: Sie möchte Germanistik und Literatur studieren, doch an der Universität werden Frauen nicht ernst genommen. So hilft sie in der Buchhandlung ihres Onkels aus, die nach der Enteignung durch die Nazis nun wieder in Familienhand ist. Daraus entwickelt sich eine Passion und die Buchhandlung zu einem Ort für Gleichgesinnte, an dem Freundschaften und sogar Liebe entstehen. Dennoch wirft die Vergangenheit ihre Schatten und beeinflusst damit auch Christas Leben.

Moderne Frau vs. Konventionen

Obwohl oder gerade, weil der Krieg so entbehrungsreich war, sollte man meine, dass in der Zeit danach gewisse Konventionen abgeschafft werden. Mit ihrem Roman zeigt Ines Thorn, dass dem nicht so war. Christas Mutter möchte unbedingt, dass ihre Tochter eine vorzeigbare Haus- und Ehefrau wird, erst mit einem Mann an ihrer Seite ist sie „sicher“. Auch die Episode in der Universität zeigt deutlich, wie durchtränkt die Strukturen von alten Gedankenmustern und nicht zuletzt alten Männern war. Christa steht stellvertretend für eine junge Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und unabhängig von einem Ehemann sein will. Bis zu einem gewissen Grad gelingt es ihr, doch frei ist sie keineswegs.

Ein Buch über Bücher

Die Thematik, abseits von den Leben der Protagonisten, fand ich gut gelungen. Die Buchhandlung Schwertfeger, die Christas Onkel und später ihr gehört, spielt eine zentrale Rolle im Leben der Figuren. Die Begeisterung der Autorin für das geschriebene Wort konnte man hierbei deutlich spüren. Interessant fand ich auch die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zur ersten Buchmesse, die 1949 wieder stattfand. Auch wenn vor allem die Lyrik im Mittelpunkt steht, haben mir die Anspielungen auf bestimmte Dichter, Autorinnen und Autoren sowie deren Buchtitel doch sehr gefallen.

Gut, aber zu viel gewollt

An sich fand ich den Roman nicht schlecht, doch für meine Begriffe wollte die Autorin hier doch etwas viel unterbringen. Zahlreiche Themen – von weiblicher Unabhängigkeit, über Homosexualität, Schwarzmarktgeschäfte bis zu elternlosen Kindern, „Ami-Liebchen“ und Hungerwinter – werden angesprochen. In der Fülle ist es doch ein bisschen viel, was einer einzelnen Familie alle passieren kann. Hinzu kam, dass die Story, obwohl so viele emotionale Themen angesprochen wurden, doch etwas flach war. Für mich kam vieles nicht überraschend, sondern war durchaus vorhersehbar. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, weniger Themenfülle und dafür aber mehr Tiefe herrschen zu lassen.

Fazit: Die Buchhändlerin

Alles in allem hat mir „Die Buchhändlerin“ schon gefallen, doch eine tiefere emotionale Bindung konnte ich zur Geschichte und zu den Figuren nicht aufbauen. Alle, leider auch Christa, bleiben doch etwas blass und zu oberflächlich behandelt. Nicht besonders gut gefallen hat mir das Ende, das leider keinerlei Erklärungen liefert und viel zu abrupt kommt. Hier ist mir nicht klar, ob der Rest einfach der Fantasie der Leser*innen überlassen werden sollte oder ob die Autorin eine Fortsetzung anstrebt.

Eine Empfehlung – mit kleinen Abzügen – für alle, die gern Bücher über Bücher lesen und historischen Romanen nicht abgeneigt sind ?

Die Buchhändlerin

Autor*in: Ines Thorn
Übersetzung:
Kategorie*n: Historischer Roman
ISBN: 978-3-499-00515-2
Verlag: Rowohlt
Seiten: 336
Copyright: Rowohlt Polaris

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