Melanie Metzenthin: Die Stimmlosen

Band 2 der „Leise-Helden-Reihe“ beleuchtet die Nachkriegsjahre
15. Februar 2021
Melanie Metzenthin Die Stimmlosen Hamburg Nachkriegsdeutschland historischer Roman

Die Stimmlosen von Melanie Metzenthin ist die Fortführung der Geschichte um das Ärzteehepaar Paula und Richard Hellmer. Im Buch begleitet der Leser die beiden und ihren Freund Fritz sowie deren Familien und Freunde durch die Nachkriegsjahre im völlig zerstörten Hamburg.

Die Stimmlosen – Darum geht’s:

Hamburg 1945: Der Krieg ist endlich vorbei, doch die Hansestadt an der Elbe liegt in Schutt und Asche. Obwohl Paula und Richard Hellmer sowie Fritz Ellerweg und ihre Familien die Naziherrschaft größtenteils unbeschadet überstanden haben, fehlt es doch am Nötigsten. Nahrungs- und Kleidungsmangel, kaum Kohlen und Holz zum Heizen und beengte Wohnverhältnisse erschweren den Alltag. Dennoch gehen die drei Ärzte so gut es geht ihren rechtschaffenen Weg – wenn auch nicht immer mit legalen Mitteln. Dabei müssen sie immer wieder feststellen, dass längst nicht jeder sein nationalistisches Gedankengut aufgegeben hat.

Eine Reise durch die Nachkriegszeit

Die Ereignisse in „Die Stimmlosen“ schließen nahtlos an den ersten Band „Im Lautlosen“ an. Nach den Verlusten im Krieg – vor allem auf Fritz‘ Seite – versuchen die beiden Familien ihren Platz im Nachkriegsdeutschland zu finden. Obwohl sie als Ärzte etwas besser gestellt sind als viele andere, macht sich der Mangel an allem auch bei ihnen bemerkbar. Der Leser begleitet die drei Ärzte von Dezember 1945 über den Hungerwinter 1946/47, die Währungsreform und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland bis ins Jahr 1953. In diesem feiern Paula und Richard ihre Silberhochzeit . Damit schließt sich der Kreis – hatte doch alles im ersten Band mit dem Kennenlernen der beiden begonnen. Gegen Ende werden mir gegen die jeweiligen Ereignisse etwas zu schnell abgehandelt, obwohl vorher viel Wert auf Details gelegt wurde. Dennoch ist es spannend, die Entwicklung der Familien und nicht zuletzt der Stadt Hamburg zu verfolgen. Melanie Metzenthin zeichnet ein lebendiges Bild davon, wie die Menschen die Zeit damals erlebt haben könnten.

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Den Schwachen eine Stimme geben

In Anlehnung an das erste Buch spielt auch im zweiten Band die entwürdigende Euthanasie-Politik der Nationalsozialisten eine wichtige, wenn auch nicht ganz so präsente Rolle. Richard, der sich seinerzeit Feinde gemacht hat, möchte den unschuldigen Opfern im Nachhinein Gerechtigkeit widerfahren lassen. Er sagt in einem Prozess aus und muss feststellen, dass alte Seilschaften nach wie vor genutzt werden. Sie haben sich längst in die neue Gesellschaft integriert und nicht jeder hat das alte Gedankengut abgelegt. Diese Perspektive ist interessant beschrieben und macht durchaus betroffen.

Emotional – mit Happy End

Von der geschichtlichen Seite betrachtet hat mir das Buch ebenso wie der erste Teil sehr gut gefallen. Man merkt deutlich, dass sich die Autorin intensiv mit der Nachkriegsgeschichte vom Hamburg beschäftigt hat. Zudem hat sie autobiografische Details in Form von realen Personen einfließen lassen, doch das ist im Nachwort nachzulesen. In Bezug auf die Story selbst merkt man, dass die Figuren der Autorin sehr ans Herz gewachsen sind. Es ist sehr emotional, doch für mich insgesamt zu rosa-rot. Es ehrt die Figuren, dass sie ihren Überzeugungen treu bleiben, dass ihre Familien ohne Ausnahme über die Maßen loyal und humanistisch sind. Für jeden hält das Schicksal letztlich die passende Fügung bereit. In mir regt sich leiser Zweifel, ob das so realistisch ist, gerade wenn man die harten Herausforderungen der damaligen Zeit bedenkt. Doch dafür ist es ja eine fiktive Geschichte.

Fazit: Die Stimmlosen

Alles in allem hat mir „Die Stimmlosen“ gut gefallen, auch wenn es für meinen Geschmack vor allem gegen Ende doch sehr seicht war. Wer jedoch gern einfühlsame historische Romane mit sympathischen und starken Figuren liest, dem seien die beiden Bände der „Lautlose-Helden-Reihe“ unbedingt ans Herz gelegt.

Ich empfehle unbedingt „Im Lautlosen“ zuerst zu lesen – schon allein, weil die Liebesgeschichte von Paula und Richard dort ihren Anfang nimmt und man dann den Gerichtsprozess im zweiten Band wesentlich besser nachvollziehen kann. Meine Rezension zu „Im Lautlosen“ gibt es hier!

Schon gewusst?
Die Autorin Melanie Metzenthin stammt selbst aus Hamburg und ist, ebenso wie Paula und Richard, als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie tätig. Neben den beiden hier besprochenen Bücher gehört außerdem „Die verstummte Liebe“ zur Reihe. Der dritte Band ist am 12. Januar 2021 erschienen und beschäftigt sich mit der Geschichte von Helen Ellerweg, der Mutter von Fritz.

Die Stimmlosen

Autor*in: Melanie Metzenthin
Übersetzung:
Kategorie*n: Historischer Roman
ISBN: 978-2919801343
Verlag: Tinte & Feder
Seiten: 527
Copyright: Tinte & Feder

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