Die Tage des Wals ist der Debütroman von Elizabeth O’Connor, die bis dahin vor allem Prosa und Gedichte schrieb und einige Kurzgeschichten veröffentlichte. Übersetzt wurde ihr Debüt von Astrid Finke.
Die Tage des Wals – Darum geht’s:
Es ist das Jahr 1938, als das Leben der Bewohner einer abgelegenen Insel vor der walisischen Küste durcheinandergerät. Ein Wal strandet, was unter den Fischern als schlechtes Omen gilt. Für die 18-jährige Manod hingegen scheint es ein Wink des Schicksals zu sein, denn mit dem Wal kommen auch Edward und Joan auf die Insel. Die beiden Wissenschaftler arbeiten an ethnografischen Studien und wollen die Besonderheiten des Insellebens dokumentieren. Manod, die klug und wortgewandt ist, wird schnell zu deren Übersetzerin und Gehilfin. Doch dann verändert sich die Dynamik des Trios und Manods neu gewonnene Feiheit droht zu kippen.
Fragmente eines Insellebens
Die Geschichte beginnt im September, als der Wal auf der Insel strandet. Von da an begleitet man Manod für etwa drei Monate, Ende Dezember endet das Buch. Während dieser Zeit bekommt man einen kleinen Einblick, wie das Leben auf der Insel abläuft, wer die Menschen sind und was sie tun. Manod beispielsweise träumt von einem besseren Leben auf dem Festland, ihr Bildung ist der einzige Weg, um früher oder später ihre Heimat verlassen zu können. Die Alternative ist, einen Fischer zu heiraten und sich um Haus und Kinder zu kümmern. Mit Edward und Joan scheint die Freiheit plötzlich in greifbare Nähe zu rücken. Vor allem Joan, die als Frau ihren wissenschaftlichen Studien nachgeht und damit einen Gegenentwurf zum klassischen Rollenbild der Frau bietet, beeindruckt Manod. Dass die Arbeit als Trio jedoch zu Konflikten führt, ist absehbar…
In teils sehr kurzen Kapiteln und ergänzt durch Tagebucheinträge sowie Transkriptionen von auf Schallpaltten aufgenommenen Interviews schildert Elizabeth O’Connor das Inselleben. Manod tritt als Ich-Erzählerin auf, wodurch ihre eigene Geschichte sowie ihre Erinnerungen, z.B. an ihre Mutter, sehr persönlich und lebendig sind. Diese Fragmente ergeben zusammen einen Roman, der Hoffnungen und Träume schildert, aber in gewissem Maße auch etwas Tragisches hat.
Hätte etwas mehr sein können…
Insgesamt fand ich Die Tage des Wals gar nicht so schlecht, immerhin habe ich es innerhalb eines Nachmittags gelesen. Ich mag kurze Bücher, dieses hier hat gerade mal 220 Seiten, noch dazu in größerer Schrift. Man fliegt also so durch, aber ich muss sagen, dabei hat mir etwas gefehlt. Man bekommt einen kleinen Einblick in Manods Leben, aber letztlich war mir das zu oberflächlich und zu wenig, ich hätte gern gewusst, wie ihr Leben weitergeht. Durch die Fragmente springt die Erzählung zudem zeitlich hin und her, was es irgendwie „unrund“ macht.
Fazit: Die Tage des Wals
Obwohl ich die Geschichte nicht schlecht fand, hat das Buch für mich doch einige Schwächen gehabt. Es war interessant, aber doch nicht genug. Manod war mir sympathisch und gleichzeitig doch fremd. Letztlich leider doch ein Roman, dessen Inhalt mir wohl nicht so lange im Gedächtnis bleiben wird, obwohl ich die Atmosphäre mochte.