Elizabeth Wetmore: Wir sind dieser Staub

Texas, Ölboom, die 70er Jahre – und mittendrin eine Handvoll Frauen
27. April 2023
Elizabeth Wetmore Wir sind dieser Staub Odessa Texas USA eichborn Verlag

Wir sind dieser Staub ist der Debütroman von Elizabeth Wetmore, die selbst im westlichen Texas aufgewachsen ist. Das Buch erschien bereits im Herbst 2021 beim eichborn Verlag und wurde von Eva Bonné ins Deutsche übersetzt.

Wir sind dieser Staub – Darum geht’s:

Texas, 1976: Rund um die Stadt Odessa entstehen immer mehr Förderanlagen – man ist mitten im Ölboom und jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben. Jeder – das sind vor allem die Männer, die es nach Texas zieht. Die Frauen von Odessa hingegen ahnen, dass den Männern der Alkohol und die Gewalt folgen werden, spätestens als die 14-jährige Gloria Ramírez mehr tot als lebendig auf der Veranda von Mary Whitehead auftaucht. Inmitten einer brodelnden Atmosphäre und einem brütend heißen Sommer mit Sandstürmen versucht eine Handvoll Frauen, für sich selbst und füreinander einzustehen.

Bedrückende Atmosphäre

Schon nach wenigen Seiten meint man, die texanische Hitze zu spüren, die Luft flirrt, die Zunge klebt am Gaumen. Kein grüner Baum, nur vertrocknete Sträucher, verendende Tiere und Skorpione. Das Versprechen des Ölbooms hat nichts mit der Realität zu tun – die Männer schuften an den Bohranlagen, verscherbeln das Geld für Alkohol und einen billigen Rausch. Die Konstante in diesen Zeiten sind die Frauen. Sie bringen Kinder zur Welt, halten die Familien zusammen, bewachen Haus und Hof. Doch nach der Vergewaltigung von Gloria Ramírez verändert sich etwas…

Starke Frauenfiguren

Von Gloria über Mary und ihre kleine Tochter bis hin zu Corrine, die vor Kurzem ihren Mann verloren hat, und Debra Ann, das Nachbarsmädchen – dies sind die zentralen Figuren im Roman, doch es gibt noch ein paar mehr. Diese hier kommen in mehreren Kapiteln vor und ihre Geschichten fügen sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen. Alle Frauen sind irgendwie miteinander verbunden oder spielen eine Rolle im Leben einer anderen. Die Perspektiven sind unterschiedlich – mal in der 1. Person, mal in der 3. Person. Jede der Frauen bzw. Mädchen hat ihre ganz eigene Stimme, was ich sehr gelungen fand. Mir gefiel vor allem, welche Entwicklung jede von ihnen im Laufe der Geschichte machte. Teils nur zaghaft und in sehr feinen Nuancen, aber die Annäherung war spürbar.

Besonders beeindruckt hat mich Mary Rose, die sehr viel taffer und reifer wirkt als Ende zwanzig. Als die Geschichte beginnt, ist sie hochschwanger, später kümmert sie sich um ihr Baby und ihre kleine Tochter. Dazu versorgt sie erst die Ranch, später ein Haus in der Stadt. Bei allem lässt sie das Schicksal von Gloria nicht los und sie nimmt sich vor, für Gerechtigkeit zu sorgen. Ein Kampf gegen Windmühlen, wie sich herausstellt…

Fazit: Wir sind dieser Staub

Zu Beginn habe ich mich mit „Wir sind dieser Staub“ ein kleines bisschen schwergetan, weil ich mich etwas an den Stil gewöhnen musste. Mich hat aber die Story selbst und auch das Setting nach und nach ins Buch gezogen, sodass ich letztlich doch durchgerauscht bin. Es geht um Ungerechtigkeit, die Rolle der Frauen Anfang der 70er Jahre und eigentlich um alles, was in diesem System falsch läuft. Mary Rose war meine heimliche Heldin und hat mich vom Typ her irgendwie an Elizabeth Zott aus „Eine Frage der Chemie“ erinnert, nur eben ohne Chemie. Davon abgesehen, haben die Frauen mit den gleichen Hürden zu kämpfen. Sehr eindringlich und absolut empfehlenswert!

Wir sind dieser Staub

Autor*in: Elizabeth Wetmore
Übersetzung: Eva Bonné
Kategorie*n: Roman
ISBN: 978-3-8479-0092-4
Verlag: eichborn
Seiten: 319
Copyright: eichborn

Jetzt kaufen bei: *

* Affiliate-Links zur kostenfreien Unterstützung dieses Blogs.