Cambridge 5 ist der erste Roman von Hannah Coler alias Dr. Karina Urbach. Die Geschichte der Geheimdienste ist eines ihrer Spezialgebiete. Zuletzt veröffentliche die Historikerin den Roman „Das Haus am Gordon Place“, in dem Professor Hunt ebenfalls zu den Protagonist*innen gehört.
Cambridge 5 – Darum geht’s:
Freundschaft und Verrat liegen nirgends so nahe beieinander wie in Cambridge. Seit jeher ist der Campus auch ein Ort, an dem Spione angeheuert werden. Die deutsche Studentin Wera schreibt ihre Doktorarbeit über die berühmten „Cambridge 5“, eine Gruppe von fünf Studenten, die in den 1930er Jahren vom sowjetischen Geheimdienst erfolgreich angeheuert wurden und über Jahrzehnte Geheimnisse verrieten. Weras Doktorvater ist Geschichtsprofessor Hunt, der in den 1970er Jahren selbst Student in Cambridge war und zu einer fünfköpfigen Clique gehörte. Als er in einen Mord verwickelt wird, stellt sich die Frage: Wer ist Freund und wer ist Feind?
Das Erbe des Kim Philby
Kim Philby ist der bekannteste Vertreter der „Cambridge 5“, die es tatsächlich gegeben hat. Er und vier seiner Freunde waren britische Doppelagenten und blieben über Jahre hinweg unentdeckt. Im Buch greift die Autorin die Geschichte des Spions auf, indem sie Wera eine Arbeit über eben jenen schreiben lässt. Verknüpft werden diese beiden Zeitebenen mit einer dritten, nämlich der Studentenzeit von Professor Hunt in den 1970er Jahren. Alle drei – Philby, Hunt und Wera – sind jeweils Teil einer Gruppe, ebenfalls ein Element, dass sie verbindet. Und ein weiteres kommt hinzu: In jeder der Gruppen gibt es Freunde, aber eben auch Verräter, die für die andere Seite arbeiten. Wer genau das im Falle von Hunt und Wera ist, offenbart sich erst im Laufe des Romans.
Spannend, aber mit Längen
Insgesamt hat es die Autorin meiner Meinung nach geschafft, einen spannenden Handlungsbogen über alle drei Zeitebenen hinweg zu spannen. Eines hat mir aber nicht ganz so gut gefallen: Kim Philbys Geschichte wird anhand von Auszügen aus Weras Arbeit eingeflochten. Ich persönlich fand diese Passagen, die extra in einer anderen Schriftart geschrieben sind, recht tröge. Es liest sich einfach wie der Eintrag in einem Geschichtsbuch – nicht uninteressant, aber eben ein bisschen trocken. Dadurch hatte das Buch für mich an manchen Stellen so seine Längen. Nachdem ich „Das Haus am Gordon Place“ quasi in einem Rutsch durchgelesen habe, habe ich bei diesem Roman etwas schwerer getan, auch wenn ich ihn insgesamt gern gelesen habe.
Fazit: Cambridge 5
Wer sich für das Thema Spionage interessiert, ist mit „Cambridge 5“ prinzipiell gut beraten. Die Autorin ist Historikerin und entsprechend gut recherchiert sind die historischen Fakten, die dem Buch zugrunde liegen. Damit verwoben ist die fiktive Story und auch das ist Karina Urbach gut gelungen. Schön fand ich auch, dass ich einem etwas jüngeren Professor Hunt wiederbegegnet bin und nun auch die Figur Jenny etwas näher kennenlernen konnte. Beide spielen auch im aktuellen Roman „Das Haus am Gordon Place“ eine wichtige Rolle. Mir gefällt Urbachs Stil sehr gut und ich bin gespannt, was noch von ihr folgt. Für Cambridge 5 gibt es von mir trotz der kleinen Kritikpunkte eine klare Empfehlung.