Helga Glaesener: Die stumme Tänzerin

Ein Fall für die erste weibliche Kriminalpolizei Hamburgs
27. August 2021
Helga Glaesener Die stumme Tänzerin Rowohlt historischer Kriminalroman Krimi Hamburg Weibliche Kriminalpolizei

Die stumme Tänzerin ist der Auftakt einer neuen historischen Krimireihe, in deren Mittelpunkt die erste weibliche Kriminalpolizei Hamburgs steht. Die Autorin, Helga Glaesener, ist bekannt für zahlreiche historische Romane und Fantasybücher. Unter den Pseudonymen Tomke Schriever und Klara Holm schreibt sie außerdem Kriminalromane.

Die stumme Tänzerin – Darum geht’s:

Hamburg, 1928: Seit einem Jahr existiert im Hamburger Stadthaus eine weibliche Kriminalpolizei unter Führung von Josefine Erkens. Paula, die ihren eigenen Weg in der neuen Zeit gehen will, heuert dort an, zunächst als Sekretärin. Als eine Tänzerin auf dem Kiez von St. Pauli ermordet und grausam entstellt, kann Erkens Paula und eine Kollegin in der bisher rein männlichen Mordkommission unterbringen. Unerschrocken und mit präziser Logik überzeugen die beiden auch Kommissar Martin Broder. Als ein weiteres Opfer gefunden wird, hat Paula einen schrecklichen Verdacht.

Neues Sujet

Historische Kriminalromane gibt es viele, doch bisher haben sich nur wenige mit der Abteilung der weiblichen Kriminalpolizei auseinandergesetzt. Diese kamen in den 1920er Jahren auf und waren zunächst zuständig für weibliche Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, die entweder als Opfer oder Täter im Zusammenhang mit Straftaten auftraten. Zu ihren Aufgaben gehörten auch fürsorgerische Maßnahmen, für die sie eng mit den entsprechenden Einrichtungen zusammenarbeiteten. Auch Prostituierte gehörten zum „Klientel“ der weiblichen Kriminalpolizei.

Helga Glaesener nimmt sich dieser Abteilung der Hamburger Polizei sehr genau an. Die Handlung spiegelt sämtliche genannte Aufgabenbereiche wider – die Tote ist eine Prostituierte und gefährdete Kinder spielen ebenfalls eine Rolle. Auch die Figur der Josefine (eigentlich Josephine) Erkens hat es wirklich gegeben. Insofern überzeugt Glaesener mit der gekonnten Aufbereitung historischer Fakten und Gegebenheiten im Hamburg der „Goldenen Zwanziger“.

Die neue Generation Frau

Paula – Tochter aus gutem Hause und Erbin eines erfolgreichen Unternehmens – steht im Buch stellvertretend für eine neue Generation Frauen. Sie gehört zu jenen, die ein neues Freiheitsdenken entwickeln und sich ihrer Chancen bewusst sind. Paula möchte unabhängig vom Namen und Geld ihrer Eltern sein und auf eigenen Beinen stehen, doch Polizeiarbeit schickt sich selbstverständlich nicht für eine junge Dame aus wohlhabenden Verhältnissen. Ihre Neugier und Eigenwilligkeit behalten jedoch die Oberhand. Gleichzeitig zeigt Glaesener dabei auch die Naivität, Unsicherheit und Selbstüberschätzung. Das machte die Figur von Paula insgesamt sehr realistisch und sympathisch.

Fazit: Die stumme Tänzerin

Die stumme Tänzerin war ein gut gelungener Auftakt zu einer neuen Reihe, die mal ein ganz anderes Kapitel deutscher Kriminalgeschichte beleuchtet. Das Buch ist gut recherchiert und die historischen Fakten scheinen korrekt. Darüber hinaus lässt sich der Kriminalroman flüssig lesen, die Perspektivwechsel fand ich interessant und durchaus gelungen. Man darf wohl gespannt sein, wie es mit Paula, den Frauen der weiblichen Kripo und Martin Broder weitergeht.

Die stumme Tänzerin

Autor*in: Helga Glaesener
Übersetzung:
ISBN: 978-3-499-00488-9
Verlag: Rowohlt
Seiten: 368
Copyright: Rowohlt

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