Ich lese nicht so häufig Thriller und Politthriller habe ich noch weniger auf dem Schirm. Umso überraschter war ich von Im Namen der Lüge. Es ist mein erstes Buch des Journalisten und Marlowe-Preisträgers Horst Eckert gewesen und wahrscheinlich nicht mein letztes.
Darum geht’s:
Melia Khalid, Leiterin des Referats Linksextremismus beim Inlandsgeheimdienst in Düsseldorf, erhält ein brisantes Papier aus Antifa-Kreisen, welches nahelegt, dass sich eine 4. Generation der RAF formiert und Anschläge plant. Doch Melia bleibt skeptisch. Gleichzeitig wird Kommissar Vincent Veih zum Tatort eines Mordes gerufen, der bald als Beziehungstat abgeschlossen wird. Doch das Opfer war Journalist, der sich in die rechte Szene eingeschleust und recherchiert hat. Musste er deswegen sterben? Als ein weiterer Mord geschieht, kreuzen sich die Wege von Vincent und Melia. Gemeinsam stoßen sie auf eine Verschwörung von rechts außen, in die auch hochrangige Mitarbeiter der Behörden und Regierungen involviert sind. Bald ist unklar, wer Freund und wer Feind ist.
Packend und sehr komplex
Mit seinen fast 600 Seiten ist Im Namen der Lüge doch etwas umfangreicher und ich hatte Respekt vor der Geschichte, die sich darüber hinweg spannen soll. Doch der Einstieg fiel mir sehr leicht, die Story hat mich vom ersten Kapitel an in ihren Bann gezogen, obwohl oder gerade weil anfangs überhaupt nicht klar ist, worum es eigentlich geht. Horst Eckert baut einen sehr packenden Spannungsbogen auf, dem man trotz Perspektivwechsel sehr gut folgen kann. Dennoch ist die Handlung, wie so häufig bei Politthrillern, recht komplex. Es gibt mehrere Erzählstränge, die miteinander verwoben sind und die Motive der Handelnden sind undurchsichtig und fast bis zum Schluss unklar. Man muss dran bleiben, um das gesamte Ausmaß des Thrillers zu begreifen, doch das fällt aufgrund des Schreibstils eigentlich nicht schwer.
Sympathische Protagonisten
Eines vorweg: Es gibt zahlreiche Personen in diesem Thriller, die jedoch alle eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen. Den Überblick zu behalten, ist manchmal nicht ganz einfach, vor allem, wenn man ein oder zwei Tage pausiert beim Lesen. Hauptfigur ist Melia Khalid, uneheliche Tochter einer politisch Verfolgten aus Somalia und eines deutschen Spitzenpolitikers. Sie ist clever, weiß, was sie tut und „kennt ihre Pappenheimer“, wie man so schön sagt. Ihr neuer Vorgesetzter misstraut ihr jedoch und auch sonst hat die junge Frau mit dem dunklen Teint immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. Ihr gegenüber steht Kommissar Vincent Veih, dessen Mutter früher in den terrorostischen Kreisen der RAF unterwegs war. Beide Protagonisten haben also auch privat mit Verbindungen nach links außen bzw. rechter Hetze und Anfeindungen zu kämpfen. Das Handeln der beiden sowie auch der anderen Personen war für mich logisch und nachvollziehbar. Horst Eckert schafft es, die Kapitel miteinander zu verknüpfen, indem Details oder der rote Faden aus dem vorhergehenden aufgenommen werden, obwohl eine andere Person im Fokus steht. Das macht es recht einfach, der Geschichte zu folgen.
Fazit: Im Namen der Lüge
Ich bin froh, dass ich diesen Thriller als Rezensionsexemplar lesen durfte. Wie es scheint, ist Im Namen der Lüge der Auftakt zu einer Thriller-Serie um Melia Khalid und Vincent Veih, was ich sehr spannend finde. Der Autor schafft es durch einen flüssigen Schreibstil, sympathische Charaktere und sehr gut miteinander verbundene Perspektivwechsel dem Leser die Komplexität des Geschehens nahezubringen. Einziger Kritikpunkt sind die vielen Personen, bei denen man hier und da doch den Überblick verliert, wenn man nicht dranbleibt. Ansonsten ein sehr gelungener, spannender Thriller mit erschreckendem Inhalt, der hoffentlich wachrüttelt.