Bis in alle Endlichkeit ist der zweite Thriller, den Jonathan Moore unter dem Pseudonym James Kestrel veröffentlicht hat. Nachdem mich „Fünf Winter“ bereits absolut überzeugen konnte, war ich mehr als gespannt auf das neueste Werk des Autors…
Bis in alle Endlichkeit – Darum geht’s
Durch Zufall ist Lee Crowe zur richtigen Zeit am richtigen Ort – oder eher zur falschen Zeit, denn Claire Gravesend ist tot: Von einem Hochhaus gesprungen, ist sie auf dem Dach eines Rolls Royce gelandet, in einem der gefährlichsten Viertel San Franciscos. Doch ihre Mutter, die reiche und einflussreiche Olivia Gravesend glaubt nicht an einen Selbstmord und beauftragt Privatermittler Lee Crowe damit, die Wahrheit herauszufinden. Einiges an diesem Fall ist von Vornherein seltsam, angefangen bei Claires unerklärlichen Narben und der Tatsache, dass Lee kurz darauf einer jungen Frau begegnet, die Claire bis aufs Haar gleicht…
Packende Szenario
Kestrel „schubst“ uns mitten hinein ins Geschehen und ab da gibt’s kein Zurück: Sein Protagonist Lee Crowe stellt sich persönlich vor und spricht die Leser*innen direkt an. Das macht es noch einmal persönlicher und spannender, ihm zu folgen. Wie er durch Zufall auf Claires Leiche stößt, ein Foto macht, es verkauft – und knietief in Problemen steckt. Am Anfang ist alles sehr nebulös, ebenso wie Lee begreift man als Leser*in die Zusammenhänge und Ausmaße noch nicht. Doch nach und nach wird klar, dass Lee in ein Wespennest gestochen hat.
Guter Genre-Mix
„Bis in alle Endlichkeit“ bietet ein ziemlich ansprechendes Gesamtpaket: Rasanter Thriller mit einigen doch recht brutalen Elementen trifft auf klassischen Noir-Krimi mit charismatischem Ermittler. Thematisch möchte ich nicht zu viel verraten, aber Genetik und entsprechende Experimente spielen eine wichtige Rolle… Obwohl die Geschichte fiktiv ist, wirkt sie erschreckend real und durchaus vorstellbar. Auch das machte das Ganze ziemlich überzeugend. Von dem Moment an, als Lee Crowe die Ermittlungen übernimmt, zieht das Tempo des Buches an und lässt bis zum Schluss nicht nach. Gerade gegen Ende konnte ich es kaum aus der Hand legen, weil so viel passiert und ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt.
Fazit: Bis in alle Endlichkeit
„Fünf Winter“, das zugegeben ein komplett anderes Setting hat, fand ich so gut, dass ich erst gar nicht so richtig ran wollte an „Bis in alle Endlichkeit“. In dem Fall war das aber unbegründet, denn Kestrels Stil ist auf gleichem Niveau geblieben. Das Buch ist spannend konstruiert und der Fall so plausibel, dass es nicht unbedingt Fiktion sein müsste. Ein kleines bisschen habe ich gebraucht, um mit dem Protagonisten Lee Crowe warm zu werden, aber letztlich bin ich mit ihm sehr gerne auf den teils sehr rasanten Roadtrip von San Farncisco quer durch Kalifornien und wieder zurück gegangen. Absolut empfehlenswert für alle, die Noir Krimis schätzen und auch nichts gegen Thriller- und Science-Elemente haben.