Jess Kidd: Heilige und andere Tote

Eine Sozialbetreuerin und ein Anwesen voller Geheimnisse
2. Oktober 2021
Jess Kidd Heilige und andere Tote dumont

Heilige und andere Tote ist mittlerweile mein drittes Buch der britischen Autorin Jess Kidd, die einen Teil ihrer Kindheit in Irland verbrachte. Genau diesen Einfluss merkt man ihren Büchern auch an. Neben der meist irischen Herkunft der Protagonisten spielen außerdem Skurrilität und vor allem Tote eine Rolle.

Heilige und andere Tote – Darum geht’s:

Maud ist Sozialbetreuerin und wird von ihrer verhassten Chefin ausgerechnet zum alten Cathal Flood nach Bridlemere geschickt. Der kauzige Mann wohnt ganz allein in dem riesigen Anwesen und hortet Unmengen von Kuriositäten, Erinnerungsstücken und Müll. Von seinen unflätigen Verwünschungen lässt Maud sich nicht beeindrucken und dringt tiefer in Floods „Höhle“ vor. Dabei entdeckt sie ein Foto von einem Mädchen, dessen Gesicht herausgebrannt wurde. Auch Cathals Frau starb eines ungewöhnlichen Todes und Maud fragt sich, was hinter all dem steckt. Bei ihrer Suche nach der Wahrheit helfen ihre Nachbarin Renata sowie einige höchst agile Heilige, die eigentlich längst tot sind.

Wunderbar-schaurige Atmosphäre

Nach der Lektüre des dritten Buches von Jess Kidd kann ich es nicht anders sagen: Sie ist einfach eine Meisterin der Atmosphäre! Die Beschreibungen des Hauses, seiner Bewohner – neben Cathal Flood leben dort zahlreiche Katzen – sowie Mauds Gefühlslage sind einfach perfekt. Schaurig-schön, etwas gruselig, rätselhaft und gleichzeitig emotional. Unterschwelliger Witz wechselt sich ab mit Dialogen, die on Point sind und teils zu Tränen rühren. Über allem schwebt eine eigenartige Spannung, unbedingt selbst herausfinden zu wollen, was sich hinter der Geschichte des alten Mannes und dem Anwesen Bridlemere versteckt.

Faszinierende Figuren

Wie schon bei „Der Freund der Toten“ und „Die Ewigkeit in einem Glas“ lebt auch diese Geschichte von ihren herausragend gezeichneten Figuren. Allen voran natürlich Maud und Cathal Flood, die sich anfangs nicht mögen, dann aneinander gewöhnen und nicht zuletzt zarte Freundschaftsbände knüpfen. Der Umgangston ist ruppig, doch gerade Maud ist schlagfertig und lässt sich nichts vormachen. Bei ihrer Suche nach dem Familiengeheimnis der Floods kommt ihr ihre Nachbarin Renata, die unter diversen Phobien leidet und Krimis liebt, zu Hilfe. Ihren Charakter fand ich besonders sympathisch, zumal Kidd in dieser Figur das Thema Genderdiversität verarbeitet – ohne besonders betont oder aufgesetzt zu wirken. Große Klasse!

Die Heiligen, die teils erstaunliche Ähnlichkeit mit realen Personen aus Mauds Leben aufweisen, sind nochmal eine Klasse für sich. Ob sie wirklich da sind oder lediglich Mauds Fantasie entspringen, blieb offen, was mir sehr gut gefallen hat. Selbstverständlich gibt es auch die „Bösen“ – und davon nicht wenige. Einige offenbaren ihr wahres Gesicht auch erst nach und nach. Ebenfalls ein spannender Pluspunkt für das Buch.

Fazit: Heilige und andere Tote

Kurz gesagt: grandios! Etwas ausführlicher: Erneut hat mich die Autorin überzeugt. Ihre Art zu schreiben, Geschichten zu spinnen und Figuren zu zeichnen ist wirklich toll. Jedes ihrer bisher drei Bücher hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe inständig, dass es weitere Werke aus ihrer Feder geben wird! Von mir gibt’s eine ganz klare Leseempfehlung – vor allem für herbstliche oder winterliche Lesestunden, denn dann kommt die Atmosphäre so richtig zum Tragen!

Heilige und andere Tote

Autor*in: Jess Kidd
Übersetzung: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Kategorie*n: Roman
ISBN: 978-3-8321-6505-5
Verlag: Dumont
Seiten: 384
Copyright: Dumont

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