Volker Kutscher: OLYMPIA

Der achte Fall für Kommissar Gereon Rath
2. November 2020
Volker Kutscher Olympia Deutschland Berlin

OLYMPIA – Das ist er endlich, der von den meisten Fans sehnsüchtig erwartete achte Band um den charismatischen Berliner Kommissar Gereon Rath. Spätestens seit der Serienadaption „Babylon Berlin“ ist die Krimireihe Kult. Der achte Fall nimmt den Leser mit ins Olympische Dorf, denn im August 1936 war die Spreemetropole voll und ganz im trügerischen Olympia-Fieber.

OLYMPIA – Darum geht’s

Während alle Welt zu Gast in Berlin ist, das sich dieser Tage erstaunlich weltoffen zeigt, muss Gereon Rath verdeckt in einem Mordfall ermitteln. Ein Amerikaner ist im Speisesaal des Olympischen Dorfes tot zusammengebrochen. Die SS vermutet dahinter einen kommunistischen Sabotageakt und will tunlichst vermeiden, dass es zu einem öffentlichen Skandal kommt. Dass ausgerechnet sein früherer Ziehsohn und Jugendehrendienstler Fritz am Ort des Geschehens war, ist dabei nicht gerade hilfreich. Als zudem mehrere Wehrmachtsangehörige kurz hintereinander bei seltsamen Unfällen sterben, hat Rath alle Hände voll zu tun. Bei der Suche nach der Wahrheit gerät er selbst immer tiefer ins Netz der politischen Machthaber.

Unheilvolle Stimmung

Seit Beginn an verfolge ich gespannt die Reihe um Gereon Rath und seine persönliche Entwicklung über die Bücher hinweg. Auch der achte Band hat mich dahingehend wieder voll in seinen Bann gezogen. Schon ab den ersten Seiten fesselt einen die Stimmung des Buches und der erste Todesfall lässt nicht lang auf sich warten. Volker Kutscher schafft es in all seinen Romanen – auch in diesem hier – eine perfekte Balance zwischen Fiktion und geschichtlichen Ereignissen zu finden. Vor einem sportbegeisterten Berlin mit gehissten Flaggen und herausgeputztem Antlitz verspürt man doch das unterschwellige Unheil, dass dieser Stadt und den Menschen in ganz Deutschland droht. Beim Lesen schwingt dieses Gefühl, das irgendetwas passieren wird, ganz deutlich mit.

Rath als Spielball der Mächtigen

Schon bei „MARLOW“ hat es sich angedeutet und bei „OLYMPIA“ wird es konkret: Rath kann nicht mehr einfach so weitermachen, wie vorher. Zunehmend steht auch er unter der Kontrolle von SS und Sicherheitsdienst, eigenmächtig gefällte Entscheidungen ziehen nun härtere Konsequenzen nach sich und Drohungen stehen unverhohlen im Raum. Kurz: Das Regime, vom dem Rath dachte, es sei eine Eintagsfliege, holt ihn nun ein. Das betrifft nicht zuletzt auch seine Ehe mit Charly, der er längst nicht mehr alles anvertraut. Doch auch seine Frau hat Geheimnisse, die durchaus gefährliches Potenzial haben.

Unerwartete Wendungen

Auch bei OLYMPIA ist letztlich nichts so, wie es zunächst scheint. Es warten einige Wendungen auf den Leser, die man so nicht kommen sieht und die Auflösung bleibt bis fast zum Schluss undurchsichtig. Und damit nicht genug: Kutscher lässt den Leser mit dem wohl spannendsten Cliffhanger der gesamten Reihe zurück. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten!

Fazit: OLYMPIA

Mit OLYMPIA knüpft Volker Kutscher nahtlos an das hohe erzählerische und durchweg spannende Niveau der Vorgängerbände an. Die Mordfälle, die sich als weniger trivial herausstellen, als es zunächst scheint, sind wirklich gut konstruiert und haben durchaus einen Aha-Effekt. Noch eindringlicher ist diesmal jedoch die private Situation von Gereon Rath beschrieben, der sich zunehmend unwohl in seiner Position fühlt. Kutscher überzeugt meiner Meinung nach mit hervorragenden Dialogen, dem unerschütterlichen Sarkasmus von Gereon Rath und den auf den Punkt gebrachten Beschreibungen vom Leben in Berlin zu jener Zeit. Das Buch lässt mich mit einer Mischung aus Begeisterung, Erschütterung und ein bisschen Wehmut zurück. Ich hoffe wirklich, dass die Reihe noch eine Fortsetzung bekommt. Denn für Fans des historischen Kriminalromans ist sie ein echtes Muss!

OLYMPIA

Autor*in: Volker Kutscher
Übersetzung:
ISBN: 978-3-492-07059-1
Verlag: Piper
Seiten: 544
Copyright: Piper Verlag

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