Alles immer wegen damals ist das neue Werk von Paula Irmschler, die zuvor mit „Superbusen“ die literarische Welt überzeugen konnte. Im Mittelpunkt steht diesmal eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung.
Alles immer wegen damals – Darum geht’s:
Karla ist die jüngste von vier Geschwistern und ziemlich introvertiert. Ihre Mutter Gerda ist Ü50 und befreit sich gerade von gesellschaftlichen Zwängen, die sie ihr Leben lang begleiteten. Um Konflikten zu entgehen, ist Karla von Leipzig nach Köln gezogen. Hier hadert sie jedoch mit ihrer Ausbildung, Freunden, der Miete und ihrer Beziehung zu Natalie, von der sie sich mehr wünscht. Da fehlt es eigentlich gerade noch, als ihre Geschwister auf die glorreiche Idee kommen, Mutter und Tochter zum Geburtstag eine gemeinsame Reise nach Hamburg zu schenken…
Eingefahrene Strukturen
Gerda hat sich kürzlich von „dem Mann Wolfgang“ getrennt und entdeckt endlich ihre neu gewonnene Freiheit. All die Jahre vorher hieß es kümmern: Um Männer, die vier Kinder, den Hund, den Haushalt. Damit ist nun Schluss. Tochter Karla ist an einem völlig anderen Punkt in ihrem Leben und das allein reicht schon für potenzielle Konflikte. Sie kommt nicht voran in ihrer Ausbildung, fühlt sich in Köln eigentlich gar nicht wohl, zumal ihre Freundin in Leipzig – Karlas Heimatstadt – lebt. Sie hat diverse Angststörungen entwickelt und versucht, den Alltag zu meistern. Jede der beiden Frauen steckt also in gewisser Weise fest und es muss etwas passieren, damit sich etwas ändert. Ob die Hamburgreise die Lösung ist, verrate ich natürlich nicht 😉
Mehr Tragik als Komik
Nach der Lektüre von „Superbusen“ hatte ich mich sehr auf Paula Irmschlers neues Werk gefreut. Ich mochte ihren ersten Roman unter anderem deswegen so gern, weil er vor trockenem Humor nur so triefte. Leider habe ich das im aktuellen Buch schmerzlich vermisst. Es ist doch alles recht ernst und teils fast düster, um nicht deprimierend zu sagen. Erst gegen Ende hatte ich vereinzelt ein Schmunzeln auf den Lippen, aber mehr auch nicht. Im Vergleich: „Superbusen“ brachte mich von Beginn an zuverlässig zum Lachen.
Mir ist klar, dass kein Autor oder keine Autorin Humor gepachtet hat und dass Werke unterschiedliche Stimmungen haben, ja, haben sollen! Dennoch war ich ein wenig enttäuscht. Ich konnte mich weder mit Karla noch mit Gerda (und auch allen anderen Personen) identifizieren, fand ihre Reaktionen und Handlungen teils schwierig bis hin zu nervig. Erst gegen Ende gab es hier und da die Hinweise auf die ostdeutsche Heimat der Protagonisten und dazu gehörige Redewendungen, usw., was mich ein Stück weit versöhnen konnte.
Fazit: Alles immer wegen damals
Ich wollte das Buch so gern mögen, aber letztlich haben mich weder die Story noch die Protagonistinnen überzeugen können. Anhand des Vorgängerromans hatte ich vermutlich zu hohe oder einfach andere Erwartungen und wurde daher enttäuscht. Mein Tipp also: Am besten völlig unvoreingenommen an den Text gehen. Paula Irmschler schreibt gut, ihre Sätze sind on point, es gibt kein endloses „Gefasel“ oder Herumgerede. Das mag ich tatsächlich sehr und kommt dem Buch auf jeden Fall zugute. Richtig cool finde ich, dass es eine Songliste zum Buch gibt 😊