Philip Kerr: Feuer in Berlin

Band 1 der „Berlin-Trilogie“ um Detektiv Bernie Gunther
10. August 2021
Philip Kerr Feuer in Berlin Bernhard Gunther Bernie Rowohlt Verlag

Feuer in Berlin ist der Beginn einer Reihe Kriminalromane, die mittlerweile 14 Bände umfasst. Als Protagonisten schickt Autor Philip Kerr den Privatdetektiv und ehemaligen Polizisten Bernhard „Bernie“ Gunther ins Rennen. Eine Figur, die polarisieren dürfte.

Feuer in Berlin – Darum geht’s:

Berlin 1936: Während sich die Hauptstadt auf die Olympischen Spiele vorbereitet, erhält Bernie Gunther vom Industriellen Six einen Auftrag. Seine Tochter und deren Mann sind ermordet worden. Die beiden wurden erschossen und aus dem Safe sind wertvolle Juwelen verschwunden. Der Mörder hat das Haus in Brand gesteckt, um seine Spuren zu verwischen. Gunther soll nicht nur den Mörder, sondern vor allem auch die Juwelen finden. Doch schon bald bekommt er mehr als deutlich zu spüren, was passiert, wenn man sich im Nazi-Deutschland mit den falschen Leuten anlegt.

Verwirrender Fall

Ich muss gestehen, dass ich zum Lesen dieses Büchleins mit knapp über 300 Seiten erstaunlich lang gebraucht habe. Das lag zum einen am Stil, den ich etwas gewöhnungsbedürftig fand. Zum anderen gibt es diverse verwirrende Zeitsprünge sowie mehrere „Knoten“, die in die Geschichte eingearbeitet sind. Das machte es für mich zum Teil etwas schwierig, um nicht zu sagen ermüdend, der Handlung zu folgen. Hinzu kommt, dass sehr viele, teils historische Persönlichkeiten in diesen Fall verwickelt sind. Auch das machte die Story für mich etwas diffus, obwohl ich letztlich den richtigen Riecher hatte.

„Berlin. Früher liebte ich diese alte Stadt. Doch das war, bevor sie ihr eigenes Spiegelbild zu Gesicht bekam und sich so eng in ein Korsett schnürte, daß sie kaum atmen konnte.“ (S. 69)

Die Figur Bernie Gunther

Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus Sicht von Bernhard Gunther geschrieben. Entsprechend erfahren die Leser*innen ausschließlich das, was er weiß und denkt. Mir ist bewusst, dass dieses Buch 1989 erschienen ist und dass wir das Jahr 1936 bei der Handlung schreiben. Dennoch finde ich manche Ansichten Gunthers doch sehr befremdlich – gerade seine zum Teil extrem abschätzigen Beschreibungen von Frauen und die selbstverständliche Verwendung bestimmter Wörter (N-Wort, Z-Wort) – wobei man dies im Kontext des historischen Settings evtl. noch erklären könnte. Unerklärlich scheint mir hingegen die Wirkung von Herrn Gunther auf das schöne Geschlecht, denn im Prinzip kann er sie alle haben.

Vergleich zu Volker Kutscher

Diese Reihe ist zwar deutlich eher entstanden, dennoch drängt sich beim Lesen unwillkürlich der Vergleich zur Reihe von Volker Kutscher auf. Kein Wunder, denn das Setting ist ähnlich: Berlin in den 30er Jahren. Zuletzt hatte ich „Olympia“ gelesen, den 8. Rath-Band, der ebenfalls im August 1936 während der Olympischen Spiele spielt. Beim direkten Vergleich schneidet Kerr hier wesentlich schlechter ab, nicht zuletzt oder gerade wegen der Hauptfigur. Kutschers Gereon Rath ist zwar auch nicht unbedingt der Inbegriff von Höflichkeit, dennoch ist er mir sympathischer als Bernie Gunther. Doch wenigstens etwas haben sie gemeinsam: Sie sind „Sozis“ und haben mit den Nazis bzw. der Partei so gar nichts am Hut.

Fazit: Feuer in Berlin

Feuer in Berlin ist historischer Stoff, und zwar in doppelter Hinsicht. Neben der Handlung in den 1930er Jahren ist es auch der veraltete Stil und nicht zuletzt die alte deutsche Rechtschreibung. Ich habe die 8. Auflage vom August 2020 gelesen, doch die Grammatik wurde in all den Jahren nicht überarbeitet. Das bedeutet, es wird statt „ss“ nur „ß“ verwendet und das ist doch sehr gewöhnungsbedürftig beim Lesen. Für die chauvinistischen Züge der Hauptfigur kann der Verlag nichts, doch die Grammatik hätte man anpassen können.

So richtig Lust, die Reihe weiterzulesen habe ich ehrlich gesagt nicht. Da ich allerdings die nächsten beiden Bände, die die „Berlin-Trilogie“ komplett machen, schon daheim habe, werde ich Band 2 wohl irgendwann eine Chance geben.

Feuer in Berlin

Autor*in: Philip Kerr
Übersetzung:
ISBN: 978-3-499-22827-8
Verlag: Rowohlt
Seiten: 336
Copyright: Rowohlt

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