Yellowface ist wohl DIE Neuerscheinung im Frühjahr 2024. Dank des auffälligen Covers kam wohl niemand an Rebecca F. Kuangs neuem Roman vorbei. Ganz nebenbei sorgte er auch für Aufruhr in der Buchbranche, weil es auch um genau diese geht – und das nicht nur im Positiven.
Yellowface – Darum geht’s:
June Hayward und Athena Liu kennen sich vom Studium, wollen beide hoch hinaus als Schriftstellerinnen, doch ihre Debütromane werden komplett verschieden aufgenommen. Während Athena den großen Clou schafft, interessiert sich niemand für Junes Roman. Als Athena bei einem Unfall in ihrer Wohnung ums Leben kommt, ist nur June dabei und sie nutzt die Gelegenheit: Sie nimmt Athenas gerade beendetes Manuskript an sich. Nach der Überarbeitung durch ihre eigene Hand wird der Roman unter dem Pseudonym Juniper Song veröffentlicht und ein Riesenerfolg. June, die ihr Glück kaum fassen kann, muss nun alles daran setzen, dass niemand die Wahrheit erfährt, nämlich, dass die Idee gar nicht ihre eigene war…
Explosiv auf mehreren Ebenen
Rebecca F. Kuang hat mit „Yellowface“ eigentlich eine Satire geschrieben, die der Autorenschaft, dem Buchmarkt und allen, die im weiteren Sinn damit verbunden sind, z.B. Blogger*innen, den Spiegel vorhält. Mit ihrer Story rund um June/Juniper übt sie Kritik auf mehreren Ebenen. Begonnen bei der Urheberfrage und den kreativen Prozess über den Weg der Veröffentlichung und den knallharten (Preis-)Verhandlungen hin zu Rezensionen durch die Presse und Social Media. Das fand ich alles in allem sehr gelungen und teils doch erschreckend, denn so weit weg von der Wahrheit wird das Beschriebene nicht sein. Hinzu kommen Fragen zu kultureller Aneignung und Cancel Culture, die mehr als aktuell sind und als Themen weit über die Buchbranche hinausgehen.
Meine Meinung
Prinzipiell fand ich die Idee dieses Buches großartig, denn vieles kenne ich als Buchbloggerin durchaus selbst. Allerdings konnte ich zu June, der Hauptfigur, gar keinen engeren Bezug herstellen. Sie war mir schlicht nicht sympathisch – eventuell ist das genauso auch gewollt. Sie steht zwischen den Stühlen, das wird klar, doch letztlich ist sie extrem egoistisch und auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Dabei kommt dann die Frage zum Tragen: Wem gehört eine Idee und was passiert mit dieser Idee – oder in dem Fall einem Rohmanuskript –, wenn es durch akribische und sehr gute Überarbeitung zu etwas anderem wird? Dieser Teil ist doch sehr spannend, aber eine Antwort bietet Kuangs Roman auch nicht. Wahrscheinlich, weil es keine eindeutige Lösung dafür gibt.
Fazit: Yellowface
Nachdem ich die ersten begeisterten Kritiken gelesen hatte, hat die Neugier doch überwogen, sodass ich „Yelloface“ gelesen habe. Ich fand es wirklich gut, es liest sich auch super flüssig und ist letztlich spannend – aber vom sprichwörtlichen Hocker gehauen hat es mich nicht. Die zentralen Aussagen und Kritiken kommen aber gut heraus und es regt auf jeden Fall zum Nachdenken darüber an, was in dieser Branche alles schiefläuft. Sind gute Ideen und Texte wirklich immer noch genauso wichtig oder zählen nur die Verkaufszahlen, um das Marketingbudget wieder reinzuholen? Ich empfehle es definitiv, aber vielleicht sollte man die Erwartungen an das Buch nicht ganz so hoch schrauben.