Felix Weber: Staub zu Staub

Ehemaliger Widerstandskämpfer untersucht den Tod eines Jungen
26. Juli 2020
Felix Weber Staub zu Staub Titel

Staub zu Staub ist ein historischer Kriminalroman, der 1949 in den Niederlanden angesiedelt ist. Geschrieben hat es der recht bekannte niederländische Thriller-Autor Gauke Andriesse unter seinem Pseudonym Felix Weber. In seinem Heimatland ist Staub zu Staub bereits 2016 erschienen, die deutsche Originalausgabe erschien im Juni 2020 im Penguin Verlag.

Staub zu Staub: Darum geht’s

Der ehemalige Widerstandskämpfer Siem Coburg lebt vier Jahre nach Ende des Krieges und nach dem Tod seiner großen Liebe zurückgezogen in einem Hausboot. Er wird erst aktiv, als ihn der alte Bauer Tammens bittet, den Tod seines Enkels aufzuklären. Der geistig behinderte Junge rettete Coburg einst das Leben und verbrachte die letzten Jahre in einem katholischen Heim, wo er unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Bauer Tammens will Gewissheit und Siem Coburg taucht während seiner Suche nach der Wahrheit immer tiefer in die Vergangenheit ein.

Ungewöhnliches Setting

Grundlage für den Kriminalroman „Staub zu Staub“ war nach eigenen Angaben des Autors ein Artikel über mysteriöse Todesfälle innerhalb der katholischen Kirche. Herausgekommen ist ein Buch, das von seiner düsteren Atmosphäre, der feindlichen Stimmung, den kärglichen Umständen und den verschiedenen, vom Leben gezeichneten Charakteren lebt. Es geht zum einen um Siem Coburg, der vor dem Krieg als Journalist gearbeitet hat und irgendwie zum Widerstand kam. Er ist ein Mann weniger Worte, etwas verschroben, fast kauzig, ein typischer Einzelgänger. Tief im Inneren ist er jedoch zerrissen und übermannt von Gefühlen für eine Frau, die nicht mehr lebt.
Zum anderen geht es um das katholische Heim Sint Norbertus, in dem geistig und körperlich behinderte Kinder untergebracht sind. Sie werden so gut es geht von den Mönchen gepflegt, doch raue Sitten wie Schläge und Festbinden sind an der Tagesordnung. Die Mönche haben sind nicht frei von ihrem zivilen Leben vor der Zeit im Orden. Auch sie kämpfen mit Erinnerungen und Dämonen. Die Menschen im Ort Wercke sind ebenso verschlossen, denn für viele ist Sint Norbertus der Arbeitsplatz.

Ein Buch, das von der Atmosphäre lebt

Das Buch spielt im Winter, es liegen Schnee und Eis, der Frühling lässt auf sich warten. Hinzu kommt die menschliche Kälte, die alle im Buch handelnden Personen umgibt. Die Menschen haben die entbehrungsreichen Kriegsjahre unter deutscher Besatzung noch längst nicht verdaut. Nach wie vor werden Kollaborateure und Kriegsverbrecher hingerichtet, keiner weiß, wer Freund oder Feind ist. Die Atmosphäre voll Misstrauen und Schweigen zieht sich durch das gesamte Buch und lässt den Leser verstehen, wie schwierig es für Coburg ist, den Todesfall des Jungen aufzuklären.

Anspruchsvoller Stil und Zeitenwechsel

Die Idee hinter dem Buch ist wirklich gut, die Umsetzung ist mir jedoch etwas zu „überladen“. Das heißt, meiner Meinung nach sind hier sehr viele Themen angesprochen wurden, vom Ersten Weltkrieg, über den Widerstand gegen die Nazis, bis hin zum Umgang mit behinderten Kindern. Zwar sind all diese Themen gut miteinander verwoben, doch sie machen das Buch so auch zu einer recht anspruchsvollen Lektüre. Der Erzählstil ist sehr ausgedehnt und der Plot um die Aufklärung des Todes nimmt einen langen Weg, sodass für mich die Spannung ein wenig auf der Strecke blieb. Hinzu kommen nicht gekennzeichnete Zeitenwechsel, teilweise innerhalb von Kapiteln, weil beispielsweise jemand in Erinnerungen schwelgt. Der Leser folgt nicht nur Siem Coburg, sondern auch Bruder Anselmus und Bruder Felix. Das macht es zuweilen durchaus schwierig, das Gelesene zeitlich einzuordnen, gerade weil ein zeitlicher Bogen vom ersten Weltkrieg über die deutsche Besatzung der Niederlande und des Widerstandes bis hin zur Gegenwart, 1949, geschlagen wird.

Fazit: Staub zu Staub

Staub zu Staub ist in erster Linie ein sehr düsterer und wirklich atmosphärischer Kriminalroman, der sich mit einem dunklen Kapitel der niederländischen Geschichte befasst. Felix Weber gelingt es sprachlich ausgezeichnet, die Düsternis und Kälte darzustellen. Ebenso gut gezeichnet sind die handelnden Personen, allen voran Siem Coburg. Mir hat es jedoch an Spannung gefehlt, was die Todesfälle der Jungen in dem Heim anging, auch die Aufklärung war mir etwas zu unspektakulär. Sprachlich ist das Buch eher anspruchsvoll zu nennen und aufgrund der Perspektiv- und Zeitwechsel ist vor allem der Einstieg ins Buch doch etwas schwierig. Es gibt jedoch ein Glossar zu den wichtigsten historischen Personen sowie Bezeichnungen und Hintergrundinformationen.

Staub zu Staub

Autor*in: Felix Weber
Übersetzung:
ISBN: 978-3-328-10499-5
Verlag: Penguin
Seiten: 416
Copyright: Penguin Verlag

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