Der Club ist das Romandebüt des Journalisten Takis Würger. Der Autor selbst hat in Cambridge studiert, war/ist Mitglied in diversen Clubs und hat geboxt. Diese Parallelen verbinden ihn mit Hans Stichler, dem Protagonisten seines Romans.
Der Club – Darum geht’s:
Hans Stichler verliert zeitig seine Eltern, geht auf ein Internat und wird danach von seiner einzigen Verwandten, der Schwester seiner Mutter, nach Cambridge eingeladen. Er erhält ein Stipendium für die berühmte Universität, doch sein Aufenthalt ist auch mit einer Aufgabe verknüpft. Er soll ein Verbrechen aufklären und muss dazu Mitglied im legendären Pitt Club werden. Seine Tante und Charlotte, in die sich Hans verliebt, weihen ihn in die Bräuche der elitären Gesellschaft ein. Als er tatsächlich Mitglied wird, begreift er schnell, dass hinter den ehrwürdigen Mauern wenig ehrenhafte Dinge geschehen und Geheimnisse lauern, über die die britische Oberschicht nicht spricht.
Düster, spannend und gefühlvoll
Obwohl Takis Würgers Roman recht ruhig mit dem Rückblick auf Hans‘ Kindheit beginnt, entwickelt die Geschichte sehr schnell einen Sog. Grund dafür ist der Auftritt von Hans‘ Tante, die Professorin in Cambridge ist. Sie scheint ein Trauma erlitten zu haben, dessen Ursache keiner kennt. Hans, ein stilles Kind, lernt zu Boxen und genau das wird ihm später auch die Türen in den Pitt Club öffnen.
Die Atmosphäre ist von Anfang an etwas düster und geheimnisumwoben. Erst nach und nach wird klar, worum es eigentlich geht. Das Große und Ganze ergibt sich tatsächlich erst ganz zum Schluss und das fand ich sehr faszinierend. Das hohe Erzähltempo hält den Spannungsbogen hoch und man möchte unbedingt wissen, was hinter dem mysteriösen Auftrag für Hans steckt. Die Wahrheit ist einigermaßen erschütternd, auch wenn irgendwann klar ist, um welches Verbrechen es sich eigentlich handelt.
Hans als zentrale Figur
Die Figurenkonstellation ist dem Autor meiner Meinung nach wirklich sehr gut gelungen, denn jede*r spielt eine ganz eigene, für die Handlung wichtige Rolle. Neben Hans, aus dessen Sicht der Großteil des Romans erzählt wird, kommen auch seine Tante Alex, Charlotte, ihr Vater und noch weitere Personen zu Wort. Jede*r sorgt in der Ich-Perspektive dafür, dass die Puzzleteile nach und nach an ihren richtigen Platz finden. Wie im wahren Leben, hat auch hier jede*r ihre*seine eigene Art, sich auszudrücken.
Hans als zentrale Figur beobachtet viel, ist im Vergleich zu anderen Männern etwas zurückhaltender. Das Boxen verschafft ihm Respekt und Anerkennung, da ihm die meisten diesen Sport nicht zutrauen würden. Abseits davon handelt er eher gefühlsbetont und hat ein gutes Gespür für Menschen. An einer bestimmten Stelle im Buch muss jedoch auch er entscheiden, auf welcher Seite er steht und wie weit er geht, um die Wahrheit herauszufinden.
Fazit: Der Club
Ich wusste vor dem Lesen von „Der Club“ überhaupt nicht, was auf mich zukommt. Die Story hat mich dann mit voller Wucht erwischt und nachhaltig Eindruck hinterlassen. Die Mischung aus Coming-of-Age-, Gesellschafts- und Spannungsroman hat mir unheimlich gut gefallen, ebenso wie die Stimmung im Buch. Das unterschwellig Düstere und das Setting in den altehrwürdigen Gemäuern von Cambridge, die britische Oberschicht und der eher archaische Boxsport ergeben zusammen ein absolut lesenswertes Buch! Ich bin sehr begeistert und spreche gerne eine Leseempfehlung aus.
Schon gewusst?
„Der Club“ kann dem Sub-Genre „Dark Academia“ zugeordnet werden. Gemeinsamkeit mit anderen Büchern ist dabei, dass es im schulischen oder studentischen Umfeld spielt. Ein weiteres Beispiel ist etwas Donna Tartts „Die geheime Geschichte“.