Unter dem Moor ist der aktuelle Roman von Tanja Weber, die bereits zahlreiche Bücher veröffentlichte, auch unter Pseudonymen. Diesmal stehen drei Frauen in verschiedenen Zeiten im Mittelpunkt, deren Geschichten eng mit der eigenwilligen Landschaft des Stettiner Haffs verknüpft sind.
Unter dem Moor – Darum geht’s:
1936 wird Gine von Berlin zum Landjahr ans Stettiner Haff geschickt, wo schnell klar wird, dass es sich dabei weniger um eine Ehre handelt als vielmehr um harte Arbeit, für die die jungen Mädchen eigentlich nicht geschaffen sind. Als sich ein Mann an ihr vergeht, schwört sie Rache. 1979 träumt Sigrun im geteilten Deutschland von Freiheit und einem Ausbruch aus den engen Grenzen der DDR. Gefangen in ihrem Alltag fühlt sich auch Nina, Ärztin in der Berliner Charité, die sich für eine Auszeit entscheidet. Gemeinsam mit ihrem Hund flüchtet sie in die Einsamkeit des Herbstes ans Stettiner Haff und macht dort einen folgenschweren Fund am Rande des Moors.
Eine Landschaft voller Geheimnisse
Ich bin noch nie am Stettiner Haff gewesen, doch Tanja Webers Roman hat mich sehr neugierig gemacht. Die eigenwillige und etwas raue Landschaft spielt eine wichtige Rolle bei den geschilderten Geschehnissen, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu drängen. Dennoch: Die Geschichte wäre vermutlich eine ganz andere, wenn sie nicht genau dort spielen würde. Neben den drei Frauen, die aus verschiedenen Gründen ans Stettiner Haff kommen, ist vor allem die Familie (von) Wetzlaff von Bedeutung. Wie genau all das zusammenhängt, verrate ich selbstverständlich nicht, aber meiner Meinung nach hat Tanja Weber die einzelnen Stränge so miteinander verknüpft, dass sich nach und nach ein rundes Bild ergibt. Eines, das außerdem alle im wahrsten Sinne vergrabenen Geheimnisse ans Licht bringt.
Drei Frauen, drei Leben, drei Schicksale
Ich mochte eigentlich jede der drei Hauptfiguren: Das junge Mädchen Gine, die in einem sehr liberalen Haushalt während der Nazizeit aufwächst, die junge Mutter Sigrun, die sich in den Grenzen der DDR-Gesellschaft gefangen fühlt, und Nina, eine Ärztin mit Burnout, die wieder zu sich selbst finden muss. Am spannendsten, allerdings auch am erschütterndsten, fand ich Gines Geschichte. Ich hatte bisher noch nie etwas vom „Landjahr“ gehört und war einigermaßen schockiert von Webers Beschreibungen. Mit Gine und den anderen jungen Mädchen, die acht Monate lang weit weg von daheim waren, ohne die Eltern sehen oder ihnen schreiben zu dürfen, habe ich echt mitgelitten.
Fazit: Unter dem Moor
Mit „Unter dem Moor“ hat Tanja Weber einen sehr atmosphärischen Roman geschrieben, den ich insgesamt wirklich gern gelesen habe. Meiner Meinung nach ist es ihr gut gelungen, die Leben der drei Frauen zu beschreiben und sie miteinander zu verknüpfen. Gerade in den beiden weiter zurückliegenden Storys liegt eine gewisse unterschwellige Spannung, weil klar ist, dass etwas passieren wird. Ich wollte unbedingt wissen, was das ist. Darüber hinaus haben mir die Landschaftsbeschreibungen gut gefallen, weil sie sich sehr passend ins Geschehen einfügten. So erlebt man über die Zeiten und Geschichten hinweg das Stettiner Haff und seine – menschlichen wie tierischen Bewohner – in allen Jahreszeiten. Alles in allem gibt es dafür von mir eine klare Leseempfehlung.
Noch nicht ganz überzeugt? Dann lasse ich doch einfach mal die Autorin selbst zu Wort kommen 🙂