Thomas Ziebula: Der rote Judas

Fesselnder Kriminalroman, angesiedelt in Leipzig 1920
12. Oktober 2020
Thomas Ziebula Der rote Judas historischer Kriminalroman Leipzig

Der rote Judas ist der wirklich gelungene Auftakt einer Reihe historischer Kriminalromane von Thomas Ziebula. Protagonist ist Kriminalinspektor Paul Stainer, der nach dem Ersten Weltkrieg und zwei Jahren Gefangenschaft 1920 seinen Dienst in Leipzig wieder aufnimmt. Der Roman erschien im Januar 2020, im Januar 2021 wird Teil 2 mit dem Titel „Abels Auferstehung“ folgen.

Der rote Judas – Darum geht’s

Ohne körperliche, doch mit ausreichend seelischen Verletzungen kehrt Paul Stainer im Februar 1920 endlich nach Leipzig zurück. Sein erster Fall nach dem Krieg hat es gleich in sich, denn es handelt sich um eine mysteriöse Mordserie. Ein Gymnasiallehrer wird in seiner Wohnung überfallen, zwei weitere Männer werden erschossen in einer Gohliser Villa gefunden. Die Ermittlungen bringen nach und nach die Verbindungen der Opfer ans Licht und führen Stainer und seine Kollegen auf die Spur der „Operation Judas“.

Vielschichtiger historischer Krimi

Wenn Ziebulas Kriminalroman eines nicht ist, dann leichte Kost. Der Roman ist durchaus anspruchsvoll – sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Der Leser taucht hier in eine äußerst vielschichtige Geschichte ein, deren Kern historisch gesehen weite Kreise zieht. Ohne zu viel verraten zu wollen, geht es dabei um Kriegsverbrechen, die von deutschen Soldaten während des Ersten Weltkriegs im Westen begangen wurden. Es geht um Fragen der Ehre, um Schuld und Sühne, um Verrat und Vaterlandstreue und darum, ob Verbrechen legitim sind, nur weil sie in Zeiten des Krieges geschahen.

Eindrucksvolle historischen Kulisse

Ich liebe Leipzig als Stadt von Herzen! Umso mehr hat es mich gefreut, dass „Der rote Judas“ in Leipzig angesiedelt ist. Die Beschreibung der Stadt, wie sie 1920 ausgesehen hat, ist wirklich gut recherchiert und einiges kommt einem beim Lesen sehr bekannt vor. Straßennamen, Plätze und Gebäude haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, sodass es umso spannender ist, sich das Leipzig von damals vorzustellen. Stainer geht beispielsweise in der „Wächterburg“, dem Polizeigebäude, aus und ein, nimmt eine „Kraftdroschke“ nach Gohlis oder die „Elektrische“ nach Connewitz.

Starke Charaktere

Obwohl – oder gerade, weil – Major und Kriminalinspektor Paul Stainer traumatisiert aus Krieg und Gefangenschaft zurückkehrt, ist er auf Anhieb sympathisch. Er hat offensichtliche Schwächen, die ihn immer mal wieder einholen und zeigen, dass ein solches Erlebnis seelisch Wunden hinterlassen muss. Eine Tatsache, die in der damaligen Zeit gern „unter den Tisch gekehrt“ wurde. Stainers junger Kollege Junghans komplettiert das neue Duo. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Charaktere, was zu Beginn des Buches etwas verwirrend ist. Mit Fortschreiten der Handlung werden jedoch die Zusammenhänge jedoch immer klarer. Einige Nebenfiguren sind ebenfalls sehr sympathisch, etwa Leipzigs erste Straßenbahnfahrerin Josephine „Fine“ König.

Fazit: Der rote Judas

Wer die Kriminalromane von Alex Beer und Volker Kutscher liebt, sollte Thomas Ziebulas „Der rote Judas“ unbedingt eine Chance geben. Die historische Kulisse Leipzigs bietet einen tollen Handlungsrahmen für diesen Roman. Ziebulas Sprache ist bildhaft, wortgewaltig und haucht den überzeugenden Charakteren Leben ein. Ich freue mich sehr darauf, wie es mit Paul Stainer in Band 2, weitergeht!

Der rote Judas

Autor*in: Thomas Ziebula
Übersetzung:
ISBN: 978-3805200066
Verlag: Wunderlich
Seiten: 480

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