Verena Keßler: EVA

Vier Frauen – vier unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema Mutterschaft
8. Mai 2023
Verena Keßler EVA Hanser Berlin Kinder Klimakrise

EVA ist nach „Die Gespenster von Demmin“ der zweite Roman von Verena Keßler. Diesmal geht es nicht um historische Ereignisse, sondern um Zukunftsthemen, die uns alle beschäftigen. „EVA“ ist im Frühjahr 2023 bei Hanser Berlin erschienen.

EVA – Darum geht’s:

Vier Frauen, die an ganz verschiedenen Punkten in ihrem Leben sind. Sie haben nicht viel gemeinsam, aber ein Thema verbindet sie: das Kinderkriegen – und zwar in all seinen Facetten. Sina will unbedingt schwanger werden, obwohl sie nicht weiß, ob sie dafür bereit ist. Mona hat schon Kinder, doch ist sie glücklich damit? Sollten wir überhaupt noch Kinder bekommen? Ist das in Zeiten von Überbevölkerung und Klimawandel überhaupt noch eine Option?

„Wenn sie ehrlich war, gefiel ihr die Vorstellung sogar: eine Ahnenkette, die sich über Millionen von Jahren fortgesetzt hatte und nun endete – mit ihr. Sie würde sich nicht einreihen, sie bildete den Schlusspunkt, sie war diejenige, auf die alles hinausgelaufen war. Von Eva zu Eva.“ (S. 93f)

Interessantes Gedankenexperiment

Ist der Verzicht auf eigene Kinder eine Möglichkeit, um aktiv zur Rettung des Planeten beizutragen? Ja, findet Eva Lohaus, eine sehr gute sogar. Die Lehrerin hat mit dieser These ein radikales Gedankenexperiment eröffnet und kämpft nun mit den Konsequenzen. Sina, eine junge Journalistin, hat die Lohaus interviewt und mit ihrem Artikel noch etwas mehr Öl ins Feuer gegossen. Sina selbst möchte ihrem Freund zuliebe unbedingt schwanger werden, doch es klappt nicht. Ihre Schwester Mona hingegen hat immer wieder diese Momente, in denen sie bereut, Mutter geworden zu sein. Die vierte Frau, deren Namen wir nicht kennen, wohnt in Monas Haus. Auch sie hatte ein Kind, bis sie es an eine nicht genannte Krankheit verloren hat.

Alle beschriebenen Frauen sind in ihrem Wesen gänzlich verschieden und doch beschäftigt sie das gleiche Thema. Die Frage nach eigenem Nachwuchs beschäftigt seit jeher jede Generation. Dabei gibt es so viele Facetten wie es individuelle Lebensentwürfe gibt, es ist keine Frage von richtig oder falsch. Verena Keßler nähert sich diesem Thema, das so zentral für unsere Gesellschaft ist, von verschiedenen Richtungen. Meiner Meinung nach ist ihr das unheimlich gut gelungen.

Mit feinem Witz und ohne jegliches Urteil

Verena Keßlers Art zu schreiben und auch schwierige Themen anzugehen, hat mir schon in ihrem Vorgängerroman sehr gefallen. Sie schreibt schnörkellos, ohne wirklich nüchtern zu sein; häufig schwingt ein feiner Humor mit, ohne dass er dem Geschilderten die Tiefe nimmt. In diesem Roman zeigt sie anhand der Figuren einige Facetten des Themas Kinderkriegen auf, jedoch gänzlich ohne zu urteilen. Ich persönlich konnte mich ein Stück weit in allen vier Frauen wiederfinden – in der einen mehr, in der anderen etwas weniger. So oder so wirken die Geschichten sehr realistisch, es gibt keine befriedigende Antwort auf die Frage ob oder ob nicht. Das hat mir sehr gut gefallen, da sich jede*r Leser*in so einfach ein eigenes Urteil bilden kann.

Fazit: EVA

EVA war eine lang ersehnte Neuerscheinung in diesem Frühjahr und ist meiner Meinung nach ein absolut gelungenes Buch. Das Thema ist hochgradig aktuell und bietet auf jeden Fall Diskussionspotenzial. Ein feinfühliger, mutiger und sprachlich sehr besonderer Roman, den ich wirklich wärmstens empfehlen kann!

EVA

Autor*in: Verena Keßler
Übersetzung: -
Kategorie*n: Roman
ISBN: 978-3-446-27588-1
Verlag: Hanser
Seiten: 208
Copyright: Hanser Berlin

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