Verlorene Engel ist der mittlerweile sechste Fall für Oberkommissar Max Heller. Die historische Krimireihe von Frank Goldammer beginnt Anfang des Jahres 1945 – dieser Band hier spielt elf Jahre später. Die Arbeit für den Kommissar ist im Dresden der Nachkriegszeit aber keinesfalls leichter geworden über die Zeit.
Verlorene Engel – Darum geht’s:
Herbst 1956: In Dresden treibt ein Serienvergewaltiger sein Unwesen und zahlreiche Frauen sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Doch sie alle hüllen sich in Schweigen zu den Ereignissen und niemand kann den Täter beschreiben. Als schließlich eine Tote an der Elbe gefunden wird, erhöht sich der Ermittlungsdruck auf Oberkommissar Heller. Obwohl es gegen seine Prinzipien geht, soll ein weiblicher Lockvogel dabei helfen, den Täter endlich dingfest zu machen.
Düstere Stimmung im Nachkriegsdresden
Dunkle Abende, Herbststürme, Nebel und Kälte – dazu die düsteren Trümmer, von denen es auch Mitte der 50er Jahre immer noch zahlreiche gibt in der sächsischen Hauptstadt. Allein die Atmosphäre bereitet schon Gänsehaut – und der Fall des Serienvergewaltigers macht es nicht gerade besser. Heller bekommt es mit traumatisierten Frauen zu tun, die sich über den Angreifer ausschweigen. Nur eines stimmt überein: Er trug eine Maske und verbreitete einen komischen Geruch. Als eine Frau an der Elbe tot aufgefunden wird, stellt sich die Frage, ob sie ebenfalls auf das Konto des Täters geht. Heller und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel und die Zeit drängt.
Zahlreiche Wendungen
Trotz diverser Verdächtiger und einigen, doch unerwarteten Wendungen, ziehen sich die Ermittlungen ein wenig. Heller und Oldenbusch laufen im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder im Kreis und so richtig möchte sich kein Erfolg einstellen. Festnahme, Freilassen, Festnahme, Freilassen… Das Muster wiederholt sich leider eine ganze Weile, was der Gesamtstory ein kleine wenig die Spannung und Rasanz nimmt. Zudem wird Heller zwischendurch von einem kleinen Familiendrama abgelenkt, was ebenfalls den Fokus etwas abrücken lässt. Die Auflösung fand ich dann wiederum gelungen, auch wenn das Ende doch etwas abrupt kommt.
Die Max-Heller-Reihe
Von „Der Angstmann“, dem ersten Band der Reihe, war ich sehr begeistert. Auch wegen des Settings im Februar 1945 und der gleichermaßen fesselnden wie absolut erschütternden Schilderung der verheerenden Bombennacht. Die Folgebände sind eine gelungene Mischung aus Kriminalfällen und der sich verändernden Stadt Dresden unter sowjetischer Besatzung und dem Übergang in die DDR der Nachkriegszeit. Kommissar Heller ist dabei fast schon ein Antiheld, denn er möchte einfach nur seine Arbeit machen und sich für niemanden verbiegen. Ein sehr straighter Charakter, der für seine Aufrichtigkeit auch den ein oder anderen Dämpfer einstecken muss, zum Beispiel das Übergehen bei Beförderungen. Ich mag die Figur sehr, gemeinsam mit dem Kollegen Oldenbusch geben die beiden ein sympathisches Team.
Fazit: Verlorene Engel
Mir hat Verlorene Engel vor allem wegen des düsteren Settings gefallen. Teilweise geht es ziemlich brutal zu, dessen sollte man sich bewusst sein. Mir waren es ein, zwei Wendungen zu viel, hier hätte man ein bisschen straffen können. Alles in allem aber wieder ein interessanter Fall für Kommissar Heller und nun freue ich mich auf den letzten Band der Reihe: „Feind des Volkes“.
Schon gewusst?
Vor seiner Max-Heller-Reihe hat Frank Goldammer bereits einige Lokalkrimis geschrieben, die in Dresden und Umgebung spielen. Außerdem ist 2020 der Roman „Zwei fremde Leben“ erschienen.
Im Februar 2022 startet – ebenfalls bei dtv – eine neue Krimireihe, die in der Wendezeit spielt. Der erste Band wird „Im Schatten der Wende“ heißen.