In ihrem Haus ist Yael van der Woudens Debütroman, der in der deutschen Übersetzung von Stefanie Ochel beim Gutkind Verlag erschien. Die Autorin und Dozentin in Utrecht hatte vorher schon Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht.
In ihrem Haus – Darum geht’s
Niederlande, 1961: Nach dem Tod ihrer Mutter lebt Isabel allein und getrieben von strengen Routinen in dem großen Haus, dass ihre Familie bezog, als Isabel klein war. Ihre Brüder Hendrik und Louis leben in der Stadt, doch Letzter soll das Haus irgendwann einmal erben, wenn er sesshaft wird und heiratet. Die aktuelle Anwärterin, Eva, passt Isabel überhaupt nicht: Sie wirkt naiv, ungehobelt und zu jung. Als Louis eben jene Frau im Haus bei Isabel einquartiert, geraten Isabels Routinen ins Wanken. Und plötzlich verschwinden Gegenstände. Hat Eva etwas damit zu tun?
Ein Buch mit Sogwirkung
Es beginnt als ganz still und geordnet: Wir lernen Isabel kennen und recht schnell wird deutlich, welches Leben sie sich aufgebaut hat. Sie hat sich bis zum Schluss um die Mutter gekümmert, erhält nun Unterhalt von ihren männlichen Verwandten und ist eine Art Verwalterin des Hauses, das eigentlich für ihren Bruder bestimmt ist. Hin und wieder hat sie Bruchstücke der Erinnerung an die Zeit, als sie in das Haus gezogen sind. Waren die Möbel schon da, das Geschirr, die Vorhänge? Ihren Brüdern sind diese Fragen und vor allem die Antworten darauf völlig egal.
Als Eva zum Personenkreis hinzukommt, verdichtet sich die Handlung spürbar und es entsteht ein richtiger Sog. Die Beschreibung, wie sich die beiden Frauen in diesem Haus umschleichen, die Abscheu Isabels, später ihre wachsende Neugier, sind grandios beschrieben. Irgendetwas Unheilvolles und Düsteres geht vor, die Luft des Sommers ist elektrisch aufgeladen und wird sich entladen, das spürt man als Leser*in ganz deutlich. Es ist eines dieser Bücher, die man aufgrund dieses Gefühls einfach nicht aus der Hand legen kann.
Die Geschichte holt uns ein…
Was dann geschieht und die Hintergründe, die nach und nach ans Licht kommen, habe ich geahnt, fand es aber super spannend zu lesen, wie Yael van der Wouden das Knäuel aufdröselt. Der Titel des Buches impliziert plötzlich so viel mehr, als man zunächst ahnt, die Geschichte holt einen im wahrsten Sinne des Wortes ein. Letztlich also nicht nur eine interessante Figurenkonstellation und -entwicklung, sondern auch ein spannendes Stück Zeitgeschehen, das die Autorin hier miteinander verwebt.
Fazit: In ihrem Haus
„In ihrem Haus“ hat mich auf mehreren Ebenen überzeugen können: Die Figuren, allen voran Isabel, machen eine Entwicklung durch, die man so nicht kommen sieht, die Hintergründe sind spannend und auch sprachlich war ich gefesselt. Meiner Meinung nach rundum gelungen und das erste Highlight-Buch fürmich in diesem Jahr!