Alina Bronsky: Der Zopf meiner Großmutter

Geschichte einer russischen Patchworkfamilie
16. März 2021
Alina Bronsky Der Zopf meiner Großmutter Roman

Der Zopf meiner Großmutter ist ein kurzweiliger Roman von Alina Bronsky um eine zusammengewürfelte Familie. In deren Zentrum steht eine nach außen hin herrische Großmutter, die im Inneren dann doch gar nicht so hartherzig ist…

Der Zopf meiner Großmutter – Darum geht’s:

Max kommt als Kind mit seinen Großeltern Margarita und Tschingis nach Deutschland. Sie leben in einer Flüchtlingsunterkunft, in der die Großmutter das Sagen hat und der Großvater die meiste Zeit schweigt. Dort lernen sie Nina und ihre Tochter Vera kennen. Max kommt in die Schule, später aufs Gymnasium und wird dabei stets von der Großmutter bewacht. Der Roman begleitet die Familie über eine gewisse Zeitspanne und beschreibt die Probleme und Herausforderungen, mit denen jeder der Charaktere umgehen muss.

Gemischte Gefühle

Ich bin ehrlich, mich haben das abstrakt gehaltene Cover und ein Auszug aus dem Text auf der Rückseite neugierig gemacht. Nach der Lektüre bin ich doch sehr hin- und hergerissen, was ich von diesem Buch halten soll. Es ist einerseits sarkastisch-komisch, hat warme und herzliche Momente, doch andererseits schrammen manche Formulierungen hart an der Grenze des Zumutbaren vorbei. Im Zentrum dieses Zwiespalts steht die im Titel genannte Großmutter, die wohl die Personifizierung des Ausspruchs „harte Schale, weicher Kern“ ist. Sie behandelt ihren Enkel Max – auch alle anderen, aber ihn besonders – wie Dreck, wirft ihm sehr krasse Ausdrücke an den Kopf, wobei „dummer Krüppel“ noch der harmloseste ist. Andererseits gibt es Momente, in denen ein großes Herz und überbordende Liebe zum Vorschein kommen. So richtige Sympathien konnte ich für sie nicht aufbringen.

Rätsel um die Vergangenheit

Neben den Herausforderungen in Deutschland, z.B. das Schulsystem, schwebt über allem auch die Vergangenheit. Lange ist unklar, was eigentlich mit Max‘ Eltern ist. Warum ist der Junge bei seinen Großeltern? Nach und nach gibt die Geschichte die Lösung dafür preis. Generell führt Bronsky die Leser*innen durch ein Wechselbad der Gefühle. Dabei war allerdings nicht jede Reaktion oder Handlung der Figuren für mich nachvollziehbar. Was man der Großmutter zugutehalten muss: Sie packt die Dinge an, wenn auch immer ein bisschen drüber. Ich hoffe ehrlich, dass das Gros der russischen Omas nicht so drauf ist wie Margo Iwanowna ?

Fazit: Der Zopf meiner Großmutter

Tja, was nehme ich aus „Der Zopf meiner Großmutter“ mit? Man sollte sich auf recht derbe und beleidigende Ausdrücke einrichten, die vor allem dem Jungen Max entgegengeschleudert werden. Das fand ich doch sehr befremdlich – zumal der scheinbar keinerlei Schaden davon zu tragen scheint. Und das möchte ich doch arg bezweifeln. Gut, dafür ist es eine fiktive Geschichte, aber die Härte der Großmutter, vor allem zu Beginn, hat mir nicht gefallen. Gegen Mitte/Ende des Buches dreht das ein wenig, manches wird nachvollziehbarer, ja beinahe versteht man sie.
Und der Zopf? Was es mit diesem auf sich hat, ist leider an mir vorbeigegangen. Alles in allem recht unterhaltsam, mir jedoch zu derbe und leider einfach zu oberflächlich. Das Buch wurde durchaus gelobt in der Literaturwelt – warum genau, vermag ich nicht so richtig nachzuvollziehen. Mit anderen Worten: der Roman polarisiert – man wird ihn entweder lieben oder nichts damit anzufangen wissen.

Der Zopf meiner Großmutter

Autor*in: Alina Bronsky
Übersetzung:
Kategorie*n: Roman
ISBN: 978-3-462-00033-7
Verlag: KiWi (Kiepenheuer & Witsch)
Seiten: 224
Copyright: KiWi Verlag

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