Constanze Scheib: Der Würger von Hietzing

Cozy-Wien-Crime mit viel 70er Jahre Charme
6. Februar 2023
Constanze Scheib Der Würger von Hietzing Wien Oktopus Kampa Verlag

Der Würger von Hietzing ist der Auftakt einer Cozy-Crime-Reihe, die Anfang der 1970er Jahre in Wien spielt. Es ist der erste Roman von Constanze Scheib, die selbst in Wien geboren ist und nach wie vor lebt. Vorher schrieb sie Kurzgeschichten und Theaterstücke.

Der Würger von Hietzing – Darum geht’s:

Frau Ehrenstein, die gnä’ Frau der vornehmen Villa Ehrenstein, liebt Agatha-Christie-Filme und schottischen Whisky, ansonsten hat sie nicht allzu viel zu tun. Als die Tante ihres Dienstmädchens Bianca erdrosselt wird, wittert Frau Ehrenstein ein Abenteuer direkt vor der Haustür. Gemeinsam mit dem Hausmädchen Marie nimmt sie die Ermittlung im Fall des „Würgers von Hietzing“ auf, der den exklusiven Wiener Stadtteil seit Wochen in Atem hält. Mit ihrer resoluten Art stößt sie dabei nicht nur die Polizei vor den Kopf, sondern auch ihre Freundinnen.

Mit Whisky, Charme und Humor auf Mörderjagd

Der Auftakt von Constanze Scheibs Krimireihe ist ein kurzweiliges Lesevergnügen. Wir lernen zu Beginn die Hausherrin der Villa Ehrenstein kennen, die entsprechend der damaligen Rollenverteilung ihren täglichen Pflichten nachgeht. Die Überprüfung des Personals, Planung für den Haushalt, Treffen mit Freundinnen – all das langweilt Frau Ehrenstein, die noch gar nicht so alt ist, wie man im ersten Moment denken mag. Da kommt der Mord an Biancas Tante gerade recht. Die Polizei ist ratlos und so wittert die gnä’ Frau ihre Chance, endlich anzuwenden, was sie in den Fernsehkrimis gesehen hat.

Ziemlich resolut beginnt sie, ihre eigenen Nachforschungen anzustellen, denn wenn sie eines hat, dann ist es das Talent, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Doch auch eine Dame aus guten Hause in Kostüm und Stöckelschuhen stößt irgendwann an ihre Grenzen, wenn es darum geht, ins Verbrechermilieu einzutauchen. Deswegen wird das Hausmädchen Marie kurzerhand zu ihrer Komplizin bei den Ermittlungen.

Lokalkolorit und 70er-Jahre-Charme

Die Autorin hat hier einen Wien-Krimi geschrieben, in den man sich schnell hineinfühlen kann, selbst wenn einem der österreichische Dialekt nicht ganz so geläufig ist. Mir gefiel, dass die Story schnell zur Sache kommt, ohne seitenlanges Vorgeplänkel. Im Laufe des Buches lernt man Frau Ehrenstein und ihre verborgenen Talente immer besser kennen und ich fand die Figur insgesamt sehr sympathisch. Verschiedene Situationen und Beschreibungen verdeutlichen außerdem die Zeit, in der das Buch spielt. So ist das Leben der Hausherrin stark von den patriarchalen Strukturen geprägt: Ihr Bereich ist das Haus und das gemeinsame Kind, ihr Mann hat die Hand auf den Finanzen. Die Situation einzufangen, ist Constanze Scheib meiner Meinung nach gut gelungen. Außerdem konnte ich mir die Villa mit Einrichtung im 70er-Jahre-Stil wirklich sehr gut vorstellen.

Fazit: Der Würger von Hietzing

Mit unter 300 Seiten ist der Krimi wirklich schnell und gut zu lesen. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass er zu kurz ist oder dass mir noch etwas fehlen würde. Die Story ist rasant und entwickelt sich schön schnell, ohne ablenkende Sidestorys. Daher eine Empfehlung für dieses kurzweilige Lesevergnügen, vor allem an all jene, die Wohlfühlkrimis mögen und gerne mal in eine andere Stadt und Zeit eintauchen.

Der Würger von Hietzing

Autor*in: Constanze Scheib
Übersetzung: -
ISBN: 978-3-311-30014-4
Verlag: Oktopus (Kampa)
Seiten: 288
Copyright: Kampa

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