Alex Beer: Der Zweite Reiter

Der Erste Weltkrieg wirft seine Schatten auf Wien
23. Februar 2020
Der Zweite Reiter Alex Beer

‚Der zweite Reiter‘ von Alex Beer – Für mich als kleiner „Geschichtsnerd“ ein echtes Muss. Ich bin lange um das Buch herumgeschlichen und wünschte, ich hätte es gleich nach Erscheinen schon gelesen!

Der zweite Reiter – Darum geht’s:

Im November 1919, genau ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, herrschen in Wien statt kaiserlich-königlichem Glanz und Gloria vorwiegend Not, Hunger, Elend und vor allem die daraus resultierende Kriminalität. August Emmerich, selbst Kriegsteilnehmer (und Verwundeter), ist Rayonsinspektor und stolpert bei der Beschattung im Rahmen eines anderen Falles über die Leiche eines ehemaligen Soldaten. Was zunächst nach Selbstmord aussieht, entpuppt sich als Auftakt zu einer Mordserie, die Emmerich nicht loslässt und damit selbst zur Zielscheibe werden lässt.

Gestatten, August Emmerich, Rayonsinspektor

Ich mag Romane und vor allem auch Kriminalromane in historischem Setting. Entsprechend leicht fiel es mir, Zugang zum Buch zu finden. Die Umstände, unter denen auch die Wiener Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg leben musste, sind bildhaft und eindrücklich beschrieben. Den Kaiser gibt es nicht mehr, ehemalige höfische Gebäude verfallen oder werden anderweitig benutzt – viel ist nicht übrig vom ehemaligen Glanz der Donaumetropole. Einer, der sich wie alle anderen so durchs Leben schlagen muss, ist Rayonsinspektor August Emmerich. Er ist ein wirklich starker Charakter, der sich im Alltag behauptet – auch wenn er wie die meisten anderen auch gar keine andere Wahl hat.
Trotz widriger persönlicher Gegebenheiten – sein verletztes Bein bereitet ihm zunehmend Problem und auch privat läuft es nicht ganz so rosig – strebt er danach, im Polizeiapparat aufzusteigen und zur Abteilung ‚Leib und Leben‘ – sprich zur Mordkommission – berufen zu werden. Er ist ehrgeizig, unkonventionell und hat nicht zuletzt gute Verbindungen, die ihm weiterhelfen.

Der Fall an sich ist meiner Meinung nach ein bisschen zu flach und gegen Ende doch durchaus vorhersehbar, was nicht heißt, dass es nicht ein, zwei Wendungen gab, dich mich doch überrascht haben. Dennoch: Für mich ist der eigentliche Kriminalfall im Setting der Geschichte fast ein bisschen untergegangen. Aufgelockert wird die Geschichte durch immer wieder eingebundenen österreichischen Dialekt, was meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist und den Leser noch stärker mit dem Milieu konfrontiert, in dem sich August Emmerich und sein – nicht minder sympathischer – Assistent Ferdinand Winter behaupten müssen.

Fazit: Der Zweite Reiter

Wer historische Kriminalromane mag, dem kann ich ‚Der Zweite Reiter‘ von Alex Beer nur ans Herz legen. Als Leser lernt man Wien von einer ganz anderen Seite kennen, eine, die durch den Zweiten Reiter der Apokalypse, nämlich der Krieg und dessen Auswirkungen, stark geprägt wird. Der Kriminalfall ist solide gestrickt, lebt aber vor allem durch den Ermittler August Emmerich, der Alex Beer wirklich gut gelungen ist. Band 2 werde ich auf jeden Fall lesen.

Der Zweite Reiter

Autor*in: Alex Beer
Übersetzung:
ISBN: 978-3-7341-0599-9
Verlag:
Seiten: 416

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