Die Unbändigen ist der Debütroman von Emilia Hart, die eigentlich in Australien aufwuchs, bevor sie mit Mitte zwanzig nach Großbritannien zog. Ihr Roman ist geprägt von der Liebe zur englischen Literatur und der Geschichte.
Die Unbändigen – Darum geht’s
Altha, Violet und Kate – drei Frauen in unterschiedlichen Zeiten, die jedoch ein gemeinsames Erbe vereint. Sie alle sind Weyward-Frauen und gehören damit zu einer Linie der „Unbändigen“. Frauen, die in unterschiedlichsten Zeitaltern und trotz teils widriger Bedingungen für ihre Unabhängigkeit kämpften und sich nicht unterordnen wollten – vor allem nicht den Männern. Die jüngste von ihnen ist Kate, die 2019 von ihrem gewalttätigen Ehemann aus London flieht aufs Land, ins verlassene Cottage ihrer verstorbenen Großtante Violet. Dort kommt sie nach und nach auf die Spuren der Weyward-Frauen und entdeckt, welche verborgene Kraft auch in ihr schläft.
Eine jahrhundertealte Verbundenheit
Die Geschichte rund um die Weyward-Frauen beginnt mit Kate, die es endlich schafft, ihren Partner zu verlassen. Das Landhaus, das sie von ihrer Großtante geerbt hat, konnte sie geheim halten – genau wie ihre Schwangerschaft. In ihrem neuen sicheren Zufluchtsort lernt sie allmählich, wer ihre Großtante war und dass es neben dem Haus noch ein wesentlich älteres, immaterielles Erbe gibt, das viele Generationen zurückreicht: die Verbundenheit mit der Natur und die Kraft, die damit einhergeht.
Abwechselnd lernen wir auch Violet, Kates Großtante, als Jugendliche kennen sowie Altha, eine weitere Vorfahrin, die im Jahre 1619 der Hexerei angeklagt wurde. Im Verlauf des Buches zeigt sich, welche Ähnlichkeiten die Frauen haben trotz der Jahrhunderte bzw. Jahrzehnte, die sie trennen. Flora und Fauna spielen dabei eine bedeutsame Rolle und gibt dem Ganzen doch etwas Mystisches, was mir sehr gut gefallen hat.
„Ich trug die Natur im Herzen, sagte sie. Genau wie sie selbst und ihre Mutter vor ihr. Wir hatten etwas an uns – wir Weyward-Frauen –, das uns fester mit der natürlichen Welt verband. Wir konnten es spüren, sagte sie, genau wie wir Zorn, Trauer oder Freude empfanden.“ (S. 356)
Altes Prinzip, anderes Setting
Das Konzept, das dem Buch zugrunde liegt, ist nicht wirklich neu: Vertreter*innen unterschiedlicher Generationen stellen fest, dass sie etwas eint, eine bestimmte Eigenschaft oder Fähigkeit. Gerade im Fantasy-Genre kommt das doch öfter vor. Das Setting allerdings macht es doch wieder zu etwas Neuem. Mir gefiel, dass sie die Story auf dem englischen Land abspielte, weitab von der Großstadt. Die Natur als zentrales Element ist schön gewählt und teils schon poetisch beschrieben. Gerade die Erzählung von Altha, die einzige aus Ich-Perspektive, fand ich wunderschön und fesselnd zu lesen. Violets Geschichte gefiel mir ebenfalls sehr gut, einzig Kate fand ich teilweise doch recht naiv. Trotzdem mochte ich jede einzelne der Frauenfiguren.
Fazit: Die Unbändigen
Die Unbändigen von Emilia Hart war seit längerem mal wieder ein Buch, in das ich mich richtig hineinfallen lassen konnte. Ja, es ist nicht alles total logisch und rational, aber das muss es auch gar nicht sein. Es ist ein Buch, eine Geschichte, auf die man sich einfach einlassen muss, damit sie ihren Zauber entfaltet. Ich mochte das zentrale Motiv der Natur und ihrer Geschöpfe sehr gern und es hat mich achtsamer gemacht. Von daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung!