Das Verschwinden der Adèle Bedeau ist ein Kriminalroman von Graeme Macrae Burnet, der angeblich von Raymond Brunet – man beachte die Ähnlichkeit des Nachnamens… – geschrieben und bereits 1982 in Frankreich veröffentlicht wurde.
Das Verschwinden der Adèle Bedeau – Darum geht’s:
Manfred Baumann ist Bankdirektor in einer Kleinstadt im Elsass. Der eigentlich noch recht junge Mann ist ein Eigenbrötler und gefangen in seinen Alltagsroutinen, von denen er niemals abweicht. Dazu gehört auch der Besuch seines Stammlokals, in dem er tagtäglich die junge Kellnerin Adèle beobachtet. Eines Tages ist sie verschwunden und spätestens als Kommissar Georges Gorski die Ermittlungen aufnimmt, gerät Manfreds Welt ins Schwanken.
Etwas ganz anderes erwartet
Ich bin ehrlich – vom Cover und dem Klappentext her habe ich mir einen spannenden, atmosphärischen und vielleicht etwas düsteren Kriminalroman erhofft. Damit lag ich doch ziemlich daneben, denn dieser Roman ist eher eine psychologische Studie. Prinzipiell ist das auch nicht schlecht, doch in diesem Fall hat mich der Inhalt leider nicht wirklich abgeholt. Ich war sogar kurz davor, es abzubrechen, da mir der Einstieg viel zu plump und klischeebehaftet war.
Wir steigen direkt ein in Manfreds Routine, an der Bar seines Stammlokals die abendliche Flasche Wein zu trinken. Der Wirt und alle anderen Gäste sind ebenfalls männlich und fallen direkt negativ durch chauvinistische Floskeln auf. Adèle wird unmittelbar als eine junge, attraktive Frau beschrieben, die von den Herren vorwiegend als wackelnder Hintern und wogender Busen auf zwei Beinen wahrgenommen wird und für sehr konkrete Tagträume sorgt. Hmmm, das war doch gleich zu Beginn ein Dämpfer für mich als Leserin ☹
Unsympathische Figuren
Vermutlich hat mich dieser Einstieg direkt negativ getriggert, denn sämtliche männliche Figuren – ja, auch der Kommissar – waren mir äußerst unsympathisch. Allen voran Manfred Baumann, der soziopathische und autistische Züge hat. Neben seiner Geschichte wird auch das Leben von Kommissar Gorski näher beschrieben. Ihm hängt nach wie vor ein zwanzig Jahre alter, unaufgeklärter Fall an und auch er scheint seine Frau nicht besonders zu achten. Das Nachwort legt zwar nahe, dass das Buch zu Beginn der 1980er Jahre erschienen ist und damit das Frauenbild damals noch ein anderes war. Trotzdem hat das Handeln der beiden Figuren einen doch recht negativen Beigeschmack für mich gehabt. Hinzu kommt, dass das Nachwort nicht ganz der Wahrheit entspricht und der Roman im Englischen 2014 erschienen ist. Die Leser*innen werden hier also zusätzlich in die Irre geführt – ein Detail, das ich persönlich für sehr fragwürdig halte!
Kaum Spannung
Die Geschichte selbst – das Verschwinden von Adèle – dümpelt so vor sich hin. Es gibt immer wieder Rückblenden in Manfreds Vergangenheit, die teilweise seine Persönlichkeit erklären. Und auch Gorski kommt einem Geheimnis immer näher – allerdings nicht dem Aufenthaltsort von Adèle. Dieses Buch mag psychologisch interessant sein, doch spannend ist es nicht. Das Ende hat mich zugegeben doch etwas überrascht, aber so richtig überzeugen konnte es mich nicht.
Fazit: Das Verschwinden der Adèle Bedaeu
Vielleicht hat mich dieser Kriminalroman auf dem falschen Fuß erwischt – ich weiß es nicht. Ich mache es kurz: Ich mochte weder die Personen, noch konnte mich die Handlung überzeugen. Der Schreibstil hingegen gefiel mir gut, er ist flüssig und beschreibend, jedoch nicht zu ausufernd. Insgesamt würde ich dennoch keine Leseempfehlung aussprechen. Schade!