Geordnete Verhältnisse ist der dritte Roman von Lana Lux. Wie schon in „Kukolka“ und „Jägerin und Sammlerin“ greift sie darin ein kontrovers diskutiertes Gesellschaftsthema auf und beleuchtet es aus unterschiedlichen Perspektiven.
Geordnete Verhältnisse – Darum geht’s:
Faina und Philipp – beide rothaarig und auf ihre Weise Außenseiter – schweißt das Schicksal schon als Kinder zusammen. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft, doch nach einem Streit verlieren sie sich aus den Augen. Als Faina nach Jahren des Schweigens schwanger und pleite vor Philipps Tür steht, nimmt er sie bei sich auf. Doch die neu aufflammende Freundschaft ist bald geprägt von Kontrolle, toxischem Verhalten und Obsession.
Ein Trip in menschliche Abgründe
Nachdem mich „Kukolka“ erschüttert zurückgelassen hat, habe ich auch bei Lana Lux’ neuestem Roman keine Wohlfühllektüre erwartet. Im Gegenteil, auch hier legt sie den Finger in eine gesellschaftliche Wunde und zeichnet das Porträt einer toxischen Freundschaft, die am Ende keine mehr ist. Dabei wechselt sie zwischen Täter- und Opferperspektive und schon von Beginn an wird klar, dass das mit Faina und Philipp nicht gut ausgehen wird.
Faina, die mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist, und Philipp, der eine Kindheit mit alkoholkranker Mutter und abwesendem Vater erlebt. Beide führt das Schicksal als Kinder zusammen, doch während Faina zunehmend unabhängig und freiheitsliebend wird, entwickelt Philipp zwanghaftes Verhalten. Dennoch verstehen sie sich gut und Jahre später ist Philipp Fainas Rettungsanker. Und während Philipp immer tiefer in einen Strudel von Wut und Kontrollzwang gerät, will Faina auf keinen Fall zum Besitz eines Mannes werden.
Schmerzhafte, aber notwendige Lektüre
Faina und Philipp dabei zuzusehen, wie sich ihre Beziehung verändert und zunehmend dramatischer wird, tut beinahe schon weh. Dennoch kann man sich der Geschichte nicht entziehen. Lana Lux zeichnet kontroverse Charaktere, die – z.B. im Fall von Philipp – gleichsam faszinierend wie abstoßend sind. Letztlich ist der Höhepunkt der Geschichte weder positiv noch befriedigend – und trotzdem ist es so wichtig, sie zu erzählen. Allzu oft wird Besitz und Obsession mit Liebe verwechselt.
Fazit: Geordnete Verhältnisse
Geordnete Verhältnisse ist die Geschichte einer toxischen Beziehung und daran gibt es nichts zu beschönigen. Entsprechend heftig geht es im Buch zu und dazu sollte dann vielleicht doch eine Triggerwarnung ausgesprochen werden, vor allem hinsichtlich häuslicher Gewalt und Zwangsstörungen. Ein gut geschriebenes Buch, das inhaltlich jedoch einen sehr bitteren Nachgeschmack hat. Dennoch sehr lesenswert!