Liz Moore: Long Bright River

Eine Stadt und zwei Schwestern, die nicht unterschiedlicher sein könnten
27. September 2023
Liz Moore Long Bright River Philadelphia C.H.Beck

Long Bright River ist bereits der vierte Roman von Autorin Liz Moore, die für ihre Werke schon diverse Preise erhielt. Sie lebt in Philadelphia und macht die Stadt auch zum Schauplatz von Long Bright River.

Long Bright River – Darum geht’s:

Die Schwestern Mickey und Kacey könnten nicht unterschiedlicher sein: Mickey ist Streifenpolizistin und achtet penibel das Gesetz, während Kacey drogenabhängig ist und ihre Sucht durch Anschaffen finanziert. Seit fünf Jahren haben sie nicht mehr miteinander gesprochen, und das, obwohl sie einst unzertrennlich waren und sich täglich auf den Straßen desselben Reviers bewegen. Als Kacey irgendwann verschwindet und die Polizei gleichzeitig einer Mordserie an Prostituierten nachgeht, beginnt Mickey auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei gerät sie selbst und damit auch ihr Leben, das sie sich mühsam aufgebaut hat, in Gefahr.

Roman mit Krimielementen

Man kann nicht leugnen, dass „Long Bright River“ einen gewissen Sog erzeugt, allerdings wird die Geschichte um Mickey und Kacey wirklich sehr langsam erzählt. Das ist nicht etwa schlimm, sondern absolut passend für die Story. Die Krimielemente, sprich die Morde an den Prostituierten und prinzipiell das Umfeld, in dem sich Mickey bewegt, machen das Buch auf ganz eigene Weise spannend. Dennoch ist es kein „Krimi“ im klassischen Sinne, dafür fehlt einfach das Tempo. Mir hat aber genau das gefallen, obwohl es durchaus auch Längen gibt. Trotzdem wollte ich unbedingt wissen, wie es ausgeht, und das spricht eindeutig für das Buch 😊

Das Porträt einer Stadt

Liz Moore zeichnet im Buch ein – meiner Meinung nach – recht düsteres Bild von Philadelphia, zumindest des Teils, in dem Mickey und Kacey aufwachsen, leben und arbeiten. Es ist beinahe deprimierend zu lesen, welche Schicksale sich täglich vor Mickey Augen abspielen, sowohl in der Gesellschaft als auch im kleinen Familienkreis. Probleme wie Perspektivlosigkeit, Gewalt und Drogenkonsum scheinen übermächtig zu sein, einen Ausweg gibt es selten. Ich möchte nicht lügen – das ist schon eher traurig zu lesen. Der Großteil des Buches wirkt dunkel, doch zwischendurch gibt es immer wieder hell strahlende Momente. So erinnert sich Mickey, aus deren Perspektive erzählt wird, an die gemeinsame Kindheit mit Kacey, in der selbstverständlich nicht alles schlecht war.

Mir gefiel außerdem, dass das Buch einige Wendungen bereithielt, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Insofern wurde ich durchaus immer wieder überrascht und irgendwann war mir sogar Mickey, zu der ich anfangs keinen richtigen Draht hatte, so etwas wie sympathisch. Ich konnte aufgrund ihrer eigenen Lebensgeschichte aber verstehen, warum sie in einer Art Schneckenhaus lebt, kein Vertrauen zu anderen Menschen hat und unbedingt schützen will, was sie sich aufgebaut hat. Neben dem Porträt der Stadt ist es also auch eine eindringliche Charakterstudie und tiefgreifende Familiengeschichte, die hier punktet.

Fazit: Long Bright River

Ich möchte Liz Moores Roman unbedingt empfehlen, würde es aber an zwei „Bedingungen“ knüpfen: Zum einen sollte man wirklich keinen Kriminalroman erwarten, denn es ist keiner. Und zweitens braucht es für dieses Buch unbedingt die richtige Stimmung. Das Buch ist weder fröhlich noch optimistisch – im Gegenteil. Man kann gut runterfahren beim Lesen und sich gut fallen lassen, aber es hat durchaus etwas Düsteres. Wer damit kein Problem hat, kann sich auf einen intensiven Roman freuen, der tiefe Einblicke bietet.

Long Bright River

Autor*in: Liz Moore
Übersetzung: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Kategorie*n: Roman
ISBN: 978-3-406-74884-4
Verlag: C.H.Beck
Seiten: 413
Copyright: C.H.Beck

Jetzt kaufen bei: *

* Affiliate-Links zur kostenfreien Unterstützung dieses Blogs.