Oliver Hilmes: Schattenzeit

„Deutschland 1943: Alltag und Abgründe“
18. März 2023
Oliver Hilmes Schattenzeit Deutschland 1943 Alltag und Abgründe Siedler Verlag

Schattenzeit ist – nach „Berlin 1936“ – ein weiterer historischer Roman von Oliver Hilmes, der anhand verschiedener Episoden die Chronologie eines Jahres bietet. In diesem Fall geht es um das Jahr 1943, dessen Verlauf durchaus entscheidend für die deutsche Geschichte war.

Schattenzeit – Darum geht’s:

„Von so einem Wahnsinnigen hängt nun das Geschick von Deutschland ab.“ – Karlrobert Keiten, ein aufstrebender und überaus talentierter Pianist, meint mit diesem Satz niemanden anderen als Hitler und er macht weitere Äußerungen in diese Richtung. Nur knapp sechs Monate später wird Kreiten am Galgen sterben. Sein Schicksal, das eine zentrale Rolle in Hilmes‘ neuem Buch spielt, ist beispielhaft für Menschen, die 1943 den Glauben an einen Sieg längst aufgegeben hatten. Mit verschiedenen Episoden, belegten Biografien und historisch verbürgten Situationen setzt der Autor das Jahr 1943 wie ein Mosaik zusammen. Am Ende ergibt sich allerdings ein erschütterndes Bild.

Stalingrad, Geschwister Scholl und „Münchhausen“

Während Göring Anfang Januar 1943 seinen 50. Geburtstag in Saus und Braus feiert, zeichnet sich in Stalingrad eine Katastrophe ab, die am 31. Januar mit der Kapitulation der 6. Armee endet. Kurz darauf, Mitte Februar, fordert Goebbels den „totalen Krieg“, während die Geschwister Scholl in München nicht länger untätig dabei zusehen wollen, wie die Führungsriege Deutschland in den Abgrund reißt. Welchen Verlauf das bis dahin schon ereignisreiche Jahr noch nehmen wird, ahnt noch keiner. Man genießt weiterhin das Leben, Musik und Film haben Hochkonjunktur, die UfA feiert ihr 25-jähriges Jubiläum mit „Münchhausen“.

Im Laufe des Jahres folgen verheerende Luftangriffe auf deutsche Städte, z.B. Hamburg und später auch Berlin – der Krieg hat die Deutschen endgültig eingeholt. Gleichzeitig gibt es immer mehr Razzien, um versteckte jüdische Bürger zu finden, aber auch alle anderen können sich nicht mehr sicher fühlen. Die Strafen auf Wehrkraftzersetzung sind hoch, Denunzianten gibt es an jeder Ecke. Eine Tatsache, die auch der junge Karlrobert Kreiten schmerzhaft zu spüren bekommt. Trotz seiner Bekanntheit und dem Talent, das ihm viel Begeisterung und volle Konzertsäle einbringt, wird er verhaftet. Robert Freisler, derselbe Richter, der auch die Geschwister Scholl zum Tode verurteilt hat, statuiert ein Exempel an dem jungen Künstler.

Bewegende Schicksale und historische Fakten

Ich muss gestehen, dass mir Karlrobert Kreiten im Vorfeld nichts gesagt hat. Entsprechend spannend fand ich, wie Oliver Hilmes seinen Roman um das Schicksal des jungen Pianisten gestrickt hat. Neben anderen historisch belegten Episoden zieht sich Kreitens Geschichte wie ein roter Faden durch das Buch. Mir war nicht klar, wie viel eigentlich in diesem einen Jahr geschehen ist, an dessen Ende zahlreiche Tote – Soldaten wie Zivilisten – und zerstörte Städte stehen.

Fazit: Schattenzeit

Ich fand „Schattenzeit“ sehr eindrücklich geschrieben. Obwohl es eigentlich ein Buch ist, das historische Fakten aufbereitet, liest es sich wie ein spannender Roman. Mit dem einzigen Unterschied, dass die Geschehnisse nicht fiktiv sind. Das macht sehr betroffen, doch gleichzeitig bin ich froh, dass Oliver Hilmes auf so viele fast vergessene Biografien aufmerksam macht. Ein starkes Buch über ein Jahr, in dem sich vieles entschieden hat.

Schattenzeit

Autor*in: Oliver Hilmes
Übersetzung: -
Kategorie*n: Sachbuch
ISBN: 978-3-8275-0159-2
Verlag: Siedler
Seiten: 304
Copyright: Siedler

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