René Anour: Im Schatten des Turms

Ein historischer Roman rund um den Narrenturm in Wien
12. August 2023
René Anour Im Schatten des Turms Narrenturm Wien Rowohlt Verlag rororo

Im Schatten des Turms – mit dem historischen Roman, der vor der Totenärztin-Reihe entstand, entführt uns René Anour ins 18. Jahrhundert nach Wien. Der Roman widmet sich einem Meilenstein der Medizingeschichte: Der sogenannte Narrenturm war die erste psychiatrische Heilanstalt der Welt.

Im Schatten des Turms – Darum geht’s:

Wien, 1787: Als Medizinstudent Alfred zum ersten Mal den Narrenturm betritt, ist er gleichzeitig fasziniert und geschockt – die Zustände dieser „Heilanstalt für Irrsinnige“ sind eher erbarmungswürdig als fortschrittlich. Besonders berührt ihn das Schicksal einer jungen Frau mit seltsamen Malen an den Armen. Am anderen Ende der Stadt hadert die junge Adlige Helene auf dem Schloss ihres Vaters mit ihrer Zukunft: Sie ist freiheitsliebend und wissbegierig – jedoch nicht in Bezug auf höfische Benimmregeln und Allem, was sich für ein junges Fräulein ziemt. Als Helene und Alfred sich kennenlernen, erkennen sie schnell ihre Seelenverwandtschaft. Doch ihre Verbindung wird auf eine harte Probe gestellt, bei der der Narrenturm eine entscheidende Rolle spielt.

Medizingeschichte und Fiktion grandios vereint

Ich bin ja ein großer Fan der Totenärztin-Reihe rund um Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann. Entsprechend war ich sehr gespannt auf den Roman von René Anour, der gut 120 Jahre früher spielt. Auch hier spielt die Medizin und insbesondere deren Geschichte einen entscheidenden Part. Im Zentrum stehen der Narrenturm und das Allgemeine Krankenhaus, die damals „zu den modernsten medizinischen Institutionen ihrer Zeit“ gehörten, wie der Autor im Nachwort schreibt. Im Buch nimmt er uns mit hinter die dicken Mauern des runden Turms, der heute eine umfangreiche pathologische Sammlung enthält.

Generell verknüpft René Anour auch in diesem Buch ganz hervorragend seine fiktive Geschichte mit den historischen Fakten. Alfred und Helene sind ausgedachte Figuren und doch fügen sie sich perfekt in die historischen Gegebenheiten ein. Dabei treffen sie auch auf reale Personen, die wirklich existiert haben, z.B. Kaiser Joseph II, Prof. Leopold Auenbrugger und nicht zuletzt sogar Giacomo Casanova 😊 Mir gefiel diese Mischung auch in diesem Buch wieder sehr gut, denn die Beschreibungen sind so bildhaft, dass man sich Orte, Personen und Ereignisse sehr gut vorstellen kann.

Ein Feuerwerk der Ereignisse

„Im Schatten des Turms“ ist nicht gerade das schlankste Buch, doch die knapp 650 Seiten sollten einen nicht vom Lesen abhalten! Die Kapitel sind recht kurz, durch kontinuierliche Perspektivwechsel bleibt es spannend und zudem feuert der Autor ein wahres Feuerwerk an Ereignissen ab, sodass es zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Mir war besonders der Protagonist Alfred unglaublich sympathisch und ich habe die gesamte Zeit mit ihm mitgefiebert. Helene war zeitweilig etwas anstrengend, doch insgesamt sind die beiden Protagonist*innen sehr liebenswert und stehen einfach eindeutig für das Gute. Dem gegenüber gibt es selbstverständlich die klassischen „Schurken“ – und manch einer lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen. Das Buch hat also auch ein gewisses Potenzial zum Miträtseln. Das hat mir sehr gefallen, da das eigentlich untypisch für historische Romane ist. Ein weiterer Pluspunkt also!

Fazit: Im Schatten des Turms

Vielleicht erschließt es sich bereits aus dem vorhergehenden Text, aber hier nochmal deutlich: „Im Schatten des Turms“ hat mir wirklich sehr gut gefallen! Ich finde René Anours Schreibstil sehr lesenswert, besonders gefällt mir der teils bissige Humor, der sich auch hier hin und wieder zeigt. Trotz der Schicksale muss man des Öfteren schmunzeln, was ich persönlich sehr erfrischend finde. Insgesamt eine klare Leseempfehlung – nicht nur für dieses Buch, sondern an dieser Stelle auch noch einmal für die Totenärztin-Reihe.

Im Schatten des Turms

Autor*in: René Anour
Übersetzung: -
Kategorie*n: Historischer Roman
ISBN: 978-3-499-27670-5
Verlag: Rowohlt
Seiten: 656
Copyright: Rowohlt

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