Die Farben des Sees ist Rike Richsteins erster Roman, der über einen Verlag veröffentlich wurde. Er entstand außerdem mithilfe eines Stipendiums vom „Förderkreis der Schriftsteller:innen in Baden-Württemberg“.
Die Farben des Sees – Darum geht’s:
Nach einer schweren Trennung fährt Matilda ins Haus ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter Enni an den Bodensee. Sie und ihre Schwester, die mit Familie in Hamburg wohnt, haben das Haus geerbt, obwohl die Mädchen ihre Großmutter seit über 20 Jahren nicht gesehen haben. Um sich von ihrem Liebeskummer abzulenken, richtet sich Matilda vorübergehend im Haus ein. Dabei entdeckt sie das Foto eines Mannes, der definitiv nicht ihr Großvater ist. Neugierig geworden begibt sie sich auf Spurensuche und lernt dabei nicht nur einiges über Ennis Leben, sondern auch über ihr eigenes.
Jeder Tag hat eine andere Farbe
Schattierungen von blau, über grün und grau bis hin zu beinahe schwarz – Rike Richstein verknüpft Matildas Geschichte mit dem Bodensee, der je nach Tageszeit und Witterung in allen möglichen Farben erscheint. Jeder Tag ist neu, jeder Tag hat eine andere Farbe. Je mehr sich Matilda auf Ennis Geschichte bzw. deren Vergangenheit einlässt, desto besser versteht sie die Bedeutung, die der See hatte – und hat. Zwischen den Kapiteln um Matilda gibt es immer wieder kurze Briefe, die zum einen eine Farbe enthalten und zum anderen tiefergehende Gedanken und Fragen. Erst gegen Ende löst sich auf, von wem diese Worte stammen.
Berührend, aber recht kurz
Ich fand den Ansatz des Buches wirklich gut und mochte die Geschichte sehr mit ihren Rückblenden. Vor allem auch die Metapher mit den Dias, die in Matildas Kopf abgespielt werden, fand ich sehr gelungen. Für meinen Geschmack hätte es aber durchaus noch ein kleines bisschen mehr sein dürfen: Noch etwas mehr Tiefgang und auch Länge. Ich war sehr schnell durch mit dem Buch und hätte nichts dagegen gehabt, noch etwas tiefer in Matildas Familiengeschichte einzutauchen.
Fazit: Die Farben des Sees
Alles in allem ist „Die Farben des Sees“ ein gelungener Roman. Mir gefiel, dass darin nicht nur die handelnden Figuren eine wichtige Rolle spielen, sondern vor allem auch der Bodensee selbst. Die Natur zur Protagonistin zu machen, finde ich immer eine hervorragende Idee, vor allem, wenn sie gut eingebunden und mit der eigentlichen Geschichte verwoben ist. Von mir gibt’s eine Empfehlung – egal, ob man den Bodensee kennt oder nicht.