Dervla McTiernan: Todesstrom

Ein Cold Case und der Blick in Irlands Abgründe…
28. Juni 2021
Dervla McTiernan Todesstrom Kriminalroman Krimi Irland

Todesstrom ist der erste Band einer Krimireihe von Dervla McTiernan. Im Zentrum steht Detective Inspector Cormac Reilly. Ihn beschäftigt ein 20 Jahre alter Cold Case, der plötzlich wieder aktuell wird, als ein zweifelhafter Selbstmord geschieht…
 

Todesstrom – Darum geht’s:

Genau zwanzig Jahre ist es her, dass Cormac Reilly als junger, unerfahrener Detective die Leiche von Hilaria Blake in einem heruntergekommenen Haus findet. Die beiden völlig verwahrlosten Kinder, die er ebenfalls findet, kommen in behördliche Obhut, der Fall als Überdosis zu den Akten. Als Jack – der kleine Junge von damals – tot im Fluss aufgefunden wird, hält die Polizei es für Selbstmord. Doch dann taucht Maude, Jacks verschollen geglaubte Schwester, auf und vermutet eine Intrige. Cormac Reilly macht sich daran, den alten Fall von Hilaria Blake wieder aufzurollen…

Alte Geheimnisse kommen ans Licht…

Der Kriminalroman beginnt direkt spannend und atmosphärisch, denn die Leser*innen begleiten Cormac Reilly bei einem seiner ersten Einsätze als junger Detective. Ein regnerischer Februarabend 1993, ein düsteres verkommenes Landhaus fernab des nächsten Ortes. Ein fast schon gruseliger Beginn, der mit einer toten Mutter und deren beiden vernachlässigten und misshandelten Kindern, Jack und Maude, endet. Zwanzig Jahre später ist der kleine Junge von damals tot – angeblich ist er von einer Brücke in den Freitod gesprungen. Seine Lebensgefährtin Aisling glaubt nicht daran, erst recht nicht seine Schwester Maude, die nach Jahren wieder in Irland auftaucht. Es entwickelt sich ein Krimi, der einen aktuellen Fall mit einem Cold Case verknüpft und viel mehr ist als eine tragische Familiengeschichte.

Spannend – doch mit Längen

Meiner Meinung nach ist es Dervla McTiernan gelungen, zum einen eine sympathische Ermittlerfigur zu schaffen, und zum anderen einen interessanten Kriminalfall zu konstruieren. Nichts ist so, wie es scheint, das wird recht schnell klar, doch wie tief das Ganze geht, lässt sich schwer voraussagen. Letztlich ist es nicht nur die Story um eine Familie, sondern auch eine kritische Stimme am Umgang des Systems mit seinen Kindern. Katholische Fürsorge, Heime, Misshandlungen, Abtreibung – McTiernan spricht viele Themen an und lässt tief blicken in die irische Gesellschaft. Das fand ich durchaus spannend, ebenso den eigentlichen Kriminalfall. Die Hinführung und Aufklärung hatten allerdings ihre Längen. An einigen Stellen hätte man deutlich straffen können, gerade weil es diverse sprachliche und inhaltliche Wiederholungen gibt.

Davon abgesehen, hat mir die Entwicklung der Personen gut gefallen, wobei Maude doch recht blass blieb, obwohl sie eigentlich eine entscheidende Rolle spielt. Cormac Reilly war mir überaus sympathisch und auch, dass ein Teil der Geschichte über Aisling, Jacks Freundin, erzählt wurde, hat mir sehr gut gefallen.

Fazit: Todesstrom

Bis auf ein paar kleine Abzüge hat mir „Todesstrom“ von Dervla McTiernan sehr gut gefallen. Ein interessanter Krimi, der Einblicke in die Abgründe eines Systems liefert. Dazu ein engagierter, erfahrener Ermittler, der klug und sympathisch ist. Gerne mehr davon!

Todesstrom

Autor*in: Dervla McTiernan
Übersetzung:
Kategorie*n: Kriminalroman
ISBN: 978-3-453-42261-2
Verlag: Heyne
Seiten: 464
Copyright: Heyne

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