Kennt ihr das? Ihr klappt ein Buch zu und müsst unweigerlich lächeln? Und dieses Lächeln hält noch eine ganze Weile an. Es gibt Krimis, Thriller, Romane und es gibt Wohlfühlbücher – „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist so ein Wohlfühlbuch.
Darum geht’s:
Jedes Mal, wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt kurze Zeit später jemand im Dorf. Wer genau, verrät der Traum nicht. Doch da sich in der Vergangenheit dieser Zusammenhang – das Okapi in Selmas Traum und der Tod eines Menschen – immer bewahrheitet hat, geraten die Dorfbewohner in Unruhe. Der Roman handelt davon, was sie fürchten, gestehen, verschweigen und wagen, wobei vor allem ein Thema im Mittelpunkt steht: Die Liebe.
„Mehr Welt reinlassen“
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Luise, Selmas Enkelin. Der Leser begleitet sie in drei Teilen durch drei Lebensphasen: als Kind mit zehn Jahren, mit zweiundzwanzig und mit dreißig Jahren. Im Zentrum steht Selma, eine ältere Dame und die gute Seele der Familie und des Dorfes, denn alle fragen sie um Rat. Nach und nach lernt der Leser die verschiedenen Personen kennen: Da sind Martin, Luises bester Freund, und dessen Vater; da ist der Optiker, der sein ganzes Leben schon in Selma verliebt ist und sich doch nicht traut, es ihr zu sagen; da sind Luises Eltern Astrid und Peter, der verlangt, alle müssten „mehr Welt hineinlassen“. Selmas abergläubische Schwägerin Elsbeth, die chronisch schlecht gelaunte Marlies, der Buchhändler Rödder, Frederick, ein buddhistischer Mönch in Japan, und nicht zu vergessen der Wolfshund-Mischling Alaska komplettieren den Personen- und Tierkreis um Luise.
„Selma sah von oben bis unten so sehr aus wie Rudi Carrell, dass er ab dann in unseren Augen nicht mehr war als eine mangelhafte Kopie von Selma.“
Auf erfrischende, witzige und dann wieder zu Tränen rührende Weise erzählt Mariana Leky in ‚Was man von hier aus sehen kann‘ die Geschichte von Luise aus dem kleinen Dorf im Westerwald, Selmas Okapi, vom Tod, dem Leben und der Liebe. Alles fügt sich auf unbeschwerte Weise zusammen und heraus kommt ein Wohlfühlbuch, das gleichzeitig traurig, fröhlich und nachdenklich macht.
Fazit: Was man von hier aus sehen kann
Auf ihre schrullige und einzigartige Weise sind alle Personen liebenswert und als Leser versteht man sehr gut, was jeden Einzelnen von ihnen umtreibt. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen und manchmal braucht es bestimmte, zugespitzte Situationen – wie im Buch das Tod verheißende Auftauchen des Okapis -, um eine längst überfällige Entscheidung zu treffen, eine zurückgehaltene Liebe zu gestehen oder eine frühere Lüge zuzugeben. Ein aus dem Leben gegriffenes Wohlfühlbuch mit moralischem Lerneffekt.