Marie Brunntaler: Wolf

Ein kleiner Ort im Schwarzwald und ein geheimnisvoller Fremder
13. November 2022
Wolf Marie Brunntaler Eisele Verlag

Wolf ist nach „Das einfache Leben“ der zweite Roman von Marie Brunntaler, die selbst im Südschwarzwald geboren wurde. Ihre Heimat ist die Kulisse für ihren Roman, der Anfang des 19. Jahrhunderts spielt.

Wolf – Darum geht’s:

Am Silvesterabend des Jahres 1820 taucht ein halbwüchsiger Junge in einem Kloster nahe des Dorfes Schrötten im Südschwarzwald auf. Er wird in die Obhut der Bauernfamilie Steinhauer gegeben, wo er als Knecht arbeiten soll. Schon nach kurzer Zeit fasziniert er das gesamte Dorf mit seiner Schönheit und seinen erstaunlichen Kenntnissen in der Heilkunde. Er rettet unter anderem der jungen Maria Steinhauer das Leben. Als sich jedoch deren Mutter, die Bäuerin Steinhauer, in den hübschen Jungen verliebt, löst das eine Reihe von Ereignissen aus, die so manchem sogar den Tod bringen. Trotz allem bleibt die Frage: Wer ist der Junge, woher kommt er und was will er in Schrötten?

Zu schön, um wahr zu sein?

Man kann es wohl den Schröttenern nicht verübeln, dass sie sich bei Gabriels Ankunft fragen, wie dieser schöne, blondgelockte Junge ausgerechnet zu ihnen gelang. Nach anfänglicher Skepsis siegt die Faszination – vor allem, als er die Tochter der Bauernfamilie Steinhauer rettet. Maria ist Gabriels Charme danach hoffnungslos verfallen, doch leider steht ihr ihre Mutter dahingehend in nichts nach. Zunächst ist auch für die Leser*innen unklar, was genau der Junge an diesem abgelegenen, sehr traditionsbehafteten und von der katholischen Kirche geprägten Ort eigentlich will. Nach und nach kommen die wahren Absichten jedoch zum Vorschein, genau wie ein dunkles Geheimnis, das die Dorfgemeinschaft hütet.

„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“

Zugegeben, ich hatte eine ganz andere Geschichte erwartet, als das, was ich letztlich gelesen habe. Trotzdem hat mich die Geschichte des hübschen Gabriels doch in ihren Bann gezogen und ich wollte wissen, was es mit dem Jungen auf sich hat. So viel sei verraten: Vergangene Ereignisse werfen einen sehr langen Schatten, es geht um Liebe und um Rache. Dazu das Setting in diesem eher hinterwäldlerischen Dorf, doch ein Heimatroman ist „Wolf“ ganz gewiss nicht. Im Gegenteil: Menschliche Abgründe spielen durchaus eine Rolle und der Titel ist nicht zufällig gewählt. Es herrscht eine unterschwellige Spannung, beim Lesen ist klar, dass irgendetwas passieren wird – etwas Schlimmes. Das hat mir wirklich gut gefallen!

Fazit: Wolf

Ich habe eine andere Geschichte bekommen, als ich erwartet hatte, doch der Roman hat mir insgesamt gut gefallen. Man kommt sehr gut voran, die Story hat eine gewisse Dynamik, die Lust macht, weiterzulesen. Aufgrund der Figurenzeichnung habe ich dazu tendiert, schnell Urteile über Sympathie und Antipathie zu fällen – doch nicht alles und jede*r ist so, wie es zunächst scheint. Die Auflösung war doch überraschend, aber insgesamt hätte ich mir noch ein klein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Daher nicht ganz fünf Sterne, aber doch eine Leseempehlung!

Wolf

Autor*in: Marie Brunntaler
Übersetzung:
Kategorie*n: Historischer Roman
ISBN: 978-3-96161-067-9
Verlag: Eisele
Seiten: 260
Copyright: Eisele

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