Thomas Ziebula: Abels Auferstehung

Paul Stainer ermittelt im Mordfall eines jungen Soldaten
1. Februar 2021
Thomas Ziebula Abels Auferstehung historischer Kriminalroman Leipzig Erster Weltkrieg Weimarer Republik

Abels Auferstehung ist der zweite Band um Kriminalinspektor Paul Stainer. Der sympathische Kommissar – geschaffen von Thomas Ziebula – ermittelt in dem historischen Kriminalroman in Leipzig 1920. Erschienen sind „Der rote Judas“ (Bd. 1) und „Abels Auferstehung“ bei Rowohlt (Wunderlich).

Abels Auferstehung – Darum geht’s:

Nach dem persönlichen Schicksalsschlag stürzt sich Paul Stainer in die Arbeit und so kommt das Rätsel, das der Tod eines jungen Soldaten aufgibt, gerade recht. Der Tote hatte Verbindungen zum Milieu der schlagenden Studentenverbindungen. Parallel erfährt die eigensinnige Journalistin der Leipziger Volkszeitung, Marlene Wagner, vom Tod eines weiteren deutschen Soldaten, der in Basel aus dem Rhein gefischt wurde. Ein spezielles Zigarettenetui, dass dieser Tote bei sich trug, stellt eine Verbindung nach Leipzig her. Bloßer Zufall oder haben die beiden Morde etwas miteinander zu tun? Stainer und sein Assistent Junghans versuchen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Spannend und fesselnder als Teil 1

Mit „Der rote Judas“ hatte Thomas Ziebula für mich persönlich bereits einen sehr interessanten und wirklich gut geschriebenen Reihenauftakt verfasst. Doch ich muss sagen, „Abels Auferstehung“ toppt diese Leistung noch einmal deutlich. Diesmal hatte ich keine Anlaufschwierigkeiten, sondern war sofort in der Geschichte drin – was nicht zuletzt sicherlich auch daran lag, dass die Handlung direkt an die Ereignisse aus Band 1 anknüpft. Der Fall an sich war spannend konstruiert, der Leser wurde mehrfach auf die falsche Fährte geführt und es ließ sich hervorragend miträtseln. Für geschichtlich Interessierte sind natürlich die Verknüpfungen zu Geschehnissen aus dem Ersten Weltkrieg und im Zusammenhang mit den schlagenden Studentenverbindungen ein Genuss. Auch zwei Jahre nach dem Krieg steckt selbiger noch seine Fühler aus und Ereignisse von vor dem Krieg haben eine Bedeutung. Alles in allem sehr spannend und fesselnd!

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Alte Bekannte und neue Figuren

Das Buch ist auch deshalb sehr authentisch und schnell eingängig, da bekannte Personen auch in diesem Teil wieder auftauchen und eine feste Rolle haben, zum Beispiel Rosa Sonntag oder auch die Straßenbahnfahrerin Josephine „Fine“ König. Das hat mir wirklich gut gefallen, denn so konnte man als Leser auch die Entwicklung dieser Figuren weiterverfolgen. Inspektor Stainer und sein Kollege Junghans gewinnen weiter an Sympathie und auch ihr neuer Kollege, Nürnberger, ist eine hervorragende Ergänzung. Eine tragende Rolle bekommt die Journalistin Marlene Wagner, die sich als hartnäckig und sehr selbstbestimmt herausstellt. Generell muss einmal angemerkt werden, dass sämtliche Frauenfiguren in Ziebulas Krimi recht starke, selbstbewusste Persönlichkeiten sind, die für die erstarkende Frauenbewegung der Zwanziger Jahre stehen. Dem gegenüber stehen sowohl tolerante als auch alte, bornierte Vertreter der Männerschaft.

Bestens recherchiert

Schon allein aufgrund der Danksagung im hinteren Teil des Buches wird deutlich, wie viel Zeit der Autor mit Recherche verbracht hat. Meiner Meinung nach merkt man das dem Buch deutlich an. Die fast schon liebevolle, detaillierte Beschreibung von Lebensumständen, Kleidung, Fortbewegungsmitteln, usw. geben dem Leser einen sehr genauen Einblick in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Hinzu kommt die Beschreibung von Leipziger Straßen, Plätzen und Häusern. Die Karte im Umschlagteil des Buches war dabei recht hilfreich, da sich Namen und die Lage bestimmter Institutionen durch den weiteren Verlauf der Geschichte verändert haben. In diese alte Welt von Leipzig einzutauchen war wieder ein tolles Erlebnis.

Fazit: Abels Auferstehung

„Abels Auferstehung“ war hinsichtlich Handlung und Spannung nochmal eine deutliche Steigerung gegenüber Band 1. Kein Leerlauf zwischen den Kapiteln, sehr gut getimte Perspektivwechsel und für mich persönlich der geschichtliche Part machten das Buch sehr lesenswert. Für jeden, der gut recherchierte und detailliert ausgearbeitete historische Kriminalromane mag, sollte sich Ziebula unbedingt genauer ansehen. Meiner Meinung nach kann er locker mit Volker Kutscher mithalten. Außerdem finde ich Leipzig als historischen Handlungsort sehr spannend und endlich mal etwas anderes als Berlin oder Hamburg! Absolute Leseempfehlung ?

Tipp: Man sollte mit Band 1 beginnen, schon weil dessen Handlung direkt vor „Abels Auferstehung“ angesiedelt ist. Außerdem lässt sich so die Entwicklung der Figuren besser nachvollziehen. Hier geht’s zur Rezension von „Der rote Judas“.

Abels Auferstehung

Autor*in: Thomas Ziebula
Übersetzung:
ISBN: 978-3-8052-0060-8
Verlag: Wunderlich
Seiten: 464

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