Alex Beer: Die rote Frau

August Emmerichs zweiter Fall
8. Oktober 2020
Alex Beer Die rote Frau Wien Erster Weltkrieg Titel

Die rote Frau beschäftigt Rayonsinspektor August Emmerich im zweiten Band der Buchreihe von Alex Beer, die in Wien nach dem Ersten Weltkrieg spielt. Insgesamt sind bisher vier Bände um den etwas eigenwilligen Kommissar erschienen. Nach „Der Zweite Reiter“ konnte mich nun auch „Die rote Frau“ überzeugen und macht Lust auf den Rest der Reihe.

Die rote Frau – Darum geht’s:

Inspektor Emmerich ist nach seinem letzten spektakulären Fall endlich in die Mordkommission aufgestiegen, doch richtig mitarbeiten darf er nicht. Stattdessen kümmern sich er und sein Assistent Winter um Papierkram. Auch beim Fall eines ermordeten Politikers dürfen sie nicht helfen, sondern kümmern sich um eine scheinbar hysterische Schauspielerin, die um ihr Leben fürchtet. Nachdem ein weiterer Mord geschieht, stoßen Emmerich und Winter auf eine heiße Spur. Die macht deutlich, dass die beiden Fälle nicht so weit auseinanderliegen, wie es scheint. Schon bald sind sie einem Mordkomplett auf den Fersen, dessen Motiv mehr als erschreckend ist.

Mord und Milieustudie

Im März 1920 leiden Wien und seine Einwohner immer noch unter den Nachwehen des verlorenen Ersten Weltkriegs. Hunger, Arbeitslosigkeit und in der Folge auch Unruhen und Kriminalität zeichnen weiterhin das Bild der einst so stolzen Kaiserstadt an der Donau. Emmerich ist mittendrin und obwohl er Kommissar ist, schläft er im Männerheim und kann sich kaum neue Kleidung leisten. Die Stadt ist voll von Kriegsversehrten, die mehr schlecht als recht über die Runden kommen. Nur einige wenige Hilfsorganisationen und „gute Samariter“ kümmern sich um die gebrochenen Menschen.

Alex Beer schafft es auch in diesem Kriminalroman, sowohl einen spannenden Mordfall als auch eine umfassende Milieustudie zusammenzubringen. Beides ist durch die Handlungsstränge und die Beschreibung des täglichen Lebens zur damaligen Zeit miteinander verwoben und bedingt sich. Mehr kann man fast nicht verraten, ohne zu viel von der Handlung preiszugeben.

Authentische Charaktere

Neben dem Mordfall und der Ermittlungsarbeit fesseln nicht zuletzt die Charaktere den Leser. August Emmerich wirkt auf den ersten Blick kühl, abgeklärt und gezeichnet von den Dingen, die er im Krieg erlebt hat. Tief im innersten ist er jedoch um Winter, seinen jungen Assistenten, und um weitere Personen sehr besorgt. Er schlägt sich so durchs Leben und gibt bisweilen keinen Heller auf korrektes Verhalten. Insgesamt ist gerade seine Person sehr sympathisch und steht wahrscheinlich stellvertretend für viele Männer, die damals wieder Fuß fassen mussten. Gleichzeitig bildet er den Kontrast zum alten Adel bzw. zu Bürgern der Oberschicht, die nach wie vor recht gut leben und höchstens auf hohem Niveau jammern.

Fazit: Die rote Frau

Auch der zweite Teil von Alex Beers Buchreihe konnte mich überzeugen. Stil und Sprache sind gut zu lesen, der eingeschobene österreichische Dialekt unterstreicht eher die Handlung als das er störend wirkt. Die Hintergründe zum sozialen Geschehen in dieser Zeit scheinen sehr gut recherchiert zu sein und werden im hinteren Teil des Buches durch Quellen belegt. Der geneigte Leser kann sich also noch tiefer einlesen, wenn er möchte. Ich persönlich hätte mir noch eine Karte von Wien gewünscht, um die Handlungsorte besser nachvollziehen zu können. Mal davon abgesehen, werde ich die Reihe aber in jedem Fall weiterverfolgen!

Die rote Frau

Autor*in: Alex Beer
Übersetzung:
ISBN: 978-3-7341-0751-1
Verlag: Arche
Seiten: 416
Copyright: Blanvalet Verlag

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