Die Insel der Unschuldigen ist der vierte Roman der britischen Autorin Jess Kidd. Es basiert auf historischem Stoff, denn das Schiff – die „Batavia“ – gab es wirklich und sie ist tatsächlich vor der australischen Küste auf ein Riff gelaufen und gesunken.
Die Insel der Unschuldigen – Darum geht’s:
1989 landet der neunjährige Gil eher unfreiwillig auf der kleinen australischen Insel Beacon Island. Nach dem Tod seiner Mutter kümmert sich sein Großvater um ihn, doch Gil fühlt sich auf der Insel noch einsamer als je zuvor. Seine einzige Ablenkung ist die Suche nach der Wahrheit, denn in den Gewässern vor der Küste liegt das Wrack der 1629 aufgelaufenen und gesunkenen „Batavia“. So stößt er auch auf die Geschichte eines Mädchens, die als Geist auf der Insel leben soll, und deren Schicksal sich nicht so sehr von seinem eigenen unterscheidet.
Historisches und Fiktives perfekt vereint
Auf zwei Zeitebenen – 1628/29 und 1989 – flechtet Jess Kidd die Geschichten von Gil und Mayken geschickt ineinander und das vor historischem Hintergrund. Ob ein Mädchen namens Mayken tatsächlich an Bord der „Batavia“ war, ist fraglich, doch Tatsache ist: Das Schiff gab es und ebenso die meisten der Personen, die auch im Buch vorkommen, z.B. den verantwortlichen Oberkaufmann Francisco Pelsaert oder den Unterkaufmann Jeronimus Cornelisz. Beide spielen später, nach dem Unglück des Schiffes, eine wichtige Rolle – jedoch gänzlich unterschiedlicher Natur.
Richtig ist auch, dass Beacon Island – auch „Batavias Friedhof“ genannt – von Fischern als Basis genutzt wurde. Ein Großvater, wie Gil ihn hat, könnte also tatsächlich auf der Insel in einem recht primitiven Camp gelebt haben. Auch archäologische Ausgrabungen hat es gegeben. 2014 wurden alle Gebäude zurückgebaut und die Insel wieder in ihren Naturzustand versetzt.
Kein ganz typischer Jess-Kidd-Roman
Ich bin großer Fan der Autorin, spätestens seit „Der Freund der Toten“ oder auch „Die Ewigkeit in einem Glas“. All ihre Romane sind eine schöne Mischung aus fesselnden Biografien und teils übernatürlichen Ereignissen, vor allem das Erscheinen von mehr oder weniger hilfreichen Geistern ist keine Seltenheit. Außerdem schwingt immer ein fast schon sarkastischer Humor zwischen den Zeilen mit, der einen häufig schmunzeln lässt. All diese Punkte treffen auch auf „Die Insel der Unschuldigen“ zu, doch wesentlich weniger. Der Roman ist – vielleicht aufgrund des wahren historischen Stoffes – deutlich ernster, beinahe schon grausam, vor allem gegen Ende. Nicht, dass es in den anderen Romanen keine ernsten oder düsteren Themen gibt, doch in diesem Buch ist es besonders auffällig.
Fazit: Die Insel der Unschuldigen
Mir hat das neue Buch von Jess Kidd über die Schicksale von Gil und Mayken, die über die Insel miteinander verbunden sind, sehr gut gefallen. Zwar hat der Roman diesmal weniger von der sonst typischen Leichtigkeit, dennoch ist es eine spannende und durchaus unterhaltsame Lektüre. Dass es die „Batavia“ und die im Buch handelnden Besatzungsmitglieder wirklich gegeben hat, machte das Lesen für mich umso eindrücklicher. Hilfreich und interessant fand ich außerdem den Epilog, in dem beschrieben wird, was aus den jeweiligen Personen nach der Schiffskatastrophe wurde. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung – nicht nur für „Die Insel der Unschuldigen“, sondern für alle Bücher von Jess Kidd.