Takis Würger: Unschuld

Wie weit gehst du, um eine Unschuld zu beweisen?
3. Januar 2023
Takis Würger Unschuld Penguin Randomhouse

Unschuld ist der vierte Roman von Takis Würger, dessen Debütroman „Der Club“ 2017 erschien. Nach „Stella“ und „Noah – Von einem, der überlebte“ legt er erneut ein Gesellschaftsporträt vor, diesmal im Großraum New York.

Unschuld – Darum geht’s:

Florentin Carver sitzt seit vielen Jahren für den Mord an dem sechzehnjährigen Casper Rosendale im Gefängnis, nun soll die Todesstrafe vollstreckt werden. Seine Tochter, Molly, glaubt jedoch nicht, dass ihr Vater die Tat begangen hat, doch es bleiben ihr nur noch 35 Tage, um seine Unschuld zu beweisen. Also kehrt sie in den Ort ihrer Kindheit zurück und beginnt, als Hausmädchen für die Familie Rosendale zu arbeiten. Schnell gerät sie in ein Netz aus Schweigen und Lügen, in dem es fast unmöglich scheint, die Wahrheit herauszufinden.

Gesellschaftliche Abgründe

Zwar habe ich bisher nur „Der Club“ von Takis Würger gelesen, doch der ungeschönte Blick hinter die Kulissen scheint es ihm angetan zu haben. In „Unschuld“ taucht Molly Carver, eine junge Frau aus sehr einfachen Verhältnissen, in die wohlhabende Welt der Familie Rosendale ein. Nach ihnen ist sogar der Ort benannt, in dem Molly aufgewachsen ist. Sie merkt schnell, dass der Schein trügt und hinter der schillernden Fassade diverse Abgründe lauern.

35 Tage…

Die Leser*innen folgen Molly Carver auf das Anwesen der Rosendales, lernen die Familie kennen und nach und nach auch die Geschichte von Casper, dem getöteten Jugendlichen. Die Story schreitet recht schnell voran und unterstreicht damit den Zeitdruck, dem Molly unterliegt, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Die meisten Kapitel sind aus Mollys Sicht geschrieben, es gibt jedoch auch Rückblicke, in denen Casper selbst zu Wort kommt. Diese Perspektivwechsel machen deutlich, dass der Begriff „Schuld“ wesentlich facettenreicher ist als zunächst gedacht. Es gibt nicht nur richtig oder falsch, schwarz oder weiß, Schuld oder Unschuld.


Mir hat der Aufbau des Buches sehr gut gefallen, ich fand die Geschichte interessant und war sehr gespannt darauf, ob Molly zum einen Recht hat mit ihrer Vermutung, dass ihr Vater unschuldig ist. Und zweitens, ob sie es schafft, diese Unschuld zu beweisen. Die Auflösung verrate ich selbstverständlich nicht 😉 Neben der großen Frage von (Un-)Schuld geht es auch um andere gesellschaftliche Themen, etwa die Waffenlobby in den USA. Es gab vielfach die Kritik, dass die Story gerade dahingehend etwas tiefgründiger sein könnte. Mich persönlich hat das nicht gestört, denn die Rasanz passte einfach zur Geschichte und der wenigen Zeit, die Molly bleibt. Zudem gibt es noch weiterführende Erklärungen im Nachwort.

Fazit: Unschuld

Ich habe „Unschuld“ von Takis Würger innerhalb kürzester Zeit gelesen und mich sehr gut unterhalten gefühlt. Molly war mir sehr sympathisch, sie ist unkonventionell und pragmatisch, aber nicht frei von Problemen. Generell hat mir die Figurenkonstellation sehr gefallen, gerade weil nicht von Anfang an klar ist, wer auf welcher Seite steht, und welche Motive die handelnden Personen antreiben. Nach „Der Club“ macht auch „Unschuld“ auf jeden Fall Lust, noch die anderen Bücher des Autors zu lesen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Unschuld

Autor*in: Takis Würger
Übersetzung:
Kategorie*n: Roman
ISBN: 978-3-328-60168-5
Verlag: Penguin
Seiten: 304
Copyright: Penguin

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