Die Lieferantin ist ein Thriller der deutschen Autorin Zoë Beck, der 2017 bei Suhrkamp erschien. Er spielt in London in einer „nicht wirklich fernen Zukunft“ und verknüpft brisante gesellschaftliche und politische Themen.
Die Lieferantin – Darum geht’s:
Ein toter Drogenhändler, der tot in der Themse treibt, und ein spurlos verschwundener Schutzgelderpresser – London ist ein hartes Pflaster. Noch mehr, seit sich die politische Debatte zwischen Verschärfung der Drogengesetze und Legalisierung zugespitzt hat. Mittendrin betreibt Ellie Johnson eines der erfolgreichsten und gleichzeitig illegalsten Start-ups: Via Drohnen liefert sie erstklassige Rauschmittel – anonym, sicher und perfekt organisiert. Das Problem: Damit hat sie leider die gesamte Londoner Unterwelt gegen sich, die „Die Lieferantin“ am liebsten tot sehen wollen. Auf Ellie wird ein Kopfgeld ausgesetzt, doch sie beschließt, sich zu wehren – mit allen Mitteln.
Alle Wege führen zu Ellie…
Die Geschichte beginnt an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Personen. Ellie selbst taucht noch nicht gleich auf. An mehreren Orten in London finden beinahe gleichzeitig Ereignisse statt, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Doch sie bedingen sich oder bauen aufeinander auf, ebenso wie die Personen, die darin verstrickt sind, miteinander verbunden sind. Zoë Beck gelingt es sehr gut, dieses Netz aufzubauen und die Fäden nach und nach zusammenzuführen. Im Zentrum des Ganzen steht Ellie Johnson, „Die Lieferantin“, wie ihr Deckname im Darknet lautet.
Eingängige Charaktere
Neben Ellie spielen einige Personen eine wichtige Rolle, beispielsweise Mo, die mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat, oder Leigh, ein Pubbesitzer, der ungewollt in Schwierigkeiten gerät. Dann wären da noch Declan Boyce – jüngster Spross der Boyce-Familie, die seit Jahrzehnten im Unterwelt-Geschäft tätig ist –, dazu zwei weitere Unterwelt-Bosse: Leo und Victor. Die drei Männer, die London gerecht unter sich aufgeteilt haben, hat die gemeinsame „Konkurrentin“ zu einer Zweckgemeinschaft zusammengeführt. Sie sind es auch, die auf Ellie ein Kopfgeld aussetzen.
Obwohl wir uns hier in der Unterwelt Londons mit all ihrer Gewalt und den illegalen Machenschaften bewegen, sind fast alle Charaktere auf ihre Weise fast schon sympathisch. Zoë Beck schreibt mit viel trockenem Humor und Schlagfertigkeit, was die Dialoge rasant und teils lustig macht. Auch die Gedankengänge der handelnden Personen, die nicht laut ausgesprochen werden, sind zum Teil bitterböse und strotzen nur so vor Ironie. Das gefiel mir wirklich gut und macht den Thriller flüssig lesbar.
Tiefere Botschaft
Zoë Becks Story um „Die Lieferantin“ spielt im Drogenmilieu von London und kurzzeitig in Edinburgh. Im ganzen Land werden Kampagnen zu den Drogengesetzen gefahren – Verschärfung vs. Legalisierung. Die Thematik selbst ist eng mit Ellis eigener Geschichte verknüpft und hat daher nicht nur geschäftliche, sondern auch persönliche Brisanz. War es bei „Paradise City“ die Überwachung durch Gesundheits-Apps, sind es in diesem Buch die potenziell verschärften Gesetze, die Drogenabhängige zu „Menschen zweiter Klasse“ machen würden, da sie durch das soziale Raster fallen würden. Den Ansatz fand ich wirklich spannend, denn das Szenario „Was wäre, wenn…“ ist gar nicht weit hergeholt. Immerhin gibt es in Deutschland und dem Rest Europas längst Debatten über die Legalisierung bestimmter Substanzen.
Fazit: Die Lieferantin
Zoë Beck hat ihrem Buch eine sehr aktuelle Thematik zugrunde gelegt und daraus einen rasanten Thriller „gestrickt“. Der Aufbau hat mir gut gefallen, denn zu Beginn ist absolut nicht klar, wohin die Geschichte führt. Ellie war mir als Protagonistin manchmal etwas zu unnahbar, doch insgesamt recht sympathisch. Die Dynamik zwischen ihrem Team und den Gegnern ist der Autorin meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Das Buch liest sich spannend und flüssig, dazu die brisante Thematik – von mir gibt’s eine Leseempfehlung!